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Nikkor 200mm f/4 AI

Mitte des Monats sind wir die letzten zwei Male schon in den Rheinauen auf dem Flohmarkt gewesen, warum also nicht auch heute? Also haben wir uns ins Auto gesetzt und sind übers Land bis Ramersdorf gefahren, von wo aus wir wie immer über die Brücke gelaufen sind. Also, ich so am Fahrbahnrand entlang, weil entgegenkommende Fahrräder und Autos bei mir weniger Höhenangst auslösen als der ewig tiefe Abgrund an der Rheinseite. Aber das ist ein anderes Thema.

Nachdem wir praktisch schon fertig waren, habe ich am beinahe vorletzten Stand einen gefunden, der seine alten Nikkor-Objektive verkauft. Darunter ein altes Nikkor 200mm f/4 Tele. Ich mir das erstmal genau angeschaut: Relativ sauber (der übliche Staub auf den Linsen), keine sichtbaren Einschlüsse oder Pilze, mit original Front- und Bajonett-Deckeln. Wo ist der Haken?

"Wieviel für das 200er?" - "60€." - "Darf ich's mal ausprobieren?"

Habe es für 50 genommen.

Und bis jetzt bereue ich es nicht. Super scharf, eingebaute Gegenlichtblende, bei kleinen Blenden sehr brauchbares Bokeh und wenn ich die Objektivdaten richtig in die Kamera eintrage, zeigt sie mir sogar die eingestellte Blende korrekt an. Der Schärfebereich reicht von Unendlich bis zu 2m runter (und wenn man den Ring bis auf Letzteres dreht, habe ich den Eindruck, verlängert sich das Ding auf das Anderthalbfache!) ;-) Dafür aber relative starke Abschattungen zu den Ecken hin, was gerade bei Aufnahmen mit blauem Himmel auffällt, aber andererseits auch das (mittige) Motiv hervorhebt.. Kurze eBay-Suche: Die Dinger werden in gutem Zustand zwischen 100 und 200 Euro angeboten - man weiß zwar nicht, ob die dafür auch weg gehen, aber sollte ich tatsächlich ein Schnäppchen gemacht haben?



Alle diese Testbilder habe ich nur minimal in Gimp nachbearbeitet: Leichte Histogrammanpassungen, Rotation (und Crop) wo nötig und schließlich Runterrechnen auf 1920x1282. An Schärfe und Kontrast habe ich sonst weiter nichts gemacht. Die Bilder wurden mit Blendenwerten zwischen /4 und /8 gemacht bei ISO 100-400 und meiner D610 in der Blendenautomatik. Die Motive sind jetzt vielleicht etwas seltsam, aber das ist halt das, was mir auf dem Rückweg zum Parkplatz über den Weg gelaufen ist. ;-)


Das Foto, das vielleicht die Schärfe dieses Objektivs am Besten zeigen würde, möchte ich nicht hier rein stellen, weil man jedes verdammte Gesicht auf dem Schiff erkennen könnte! Das war mir dann doch etwas zu viel Arbeit, die alle unkenntlich zu machen (und würde auch den Sinn und Zweck des Bildes irgendwie untergraben).

Fazit: 50 Euro für ein ~40 Jahre altes Objektiv erscheint jetzt auf den ersten Blick vielleicht ein bisschen viel, besonders wenn man bedenkt, dass man wirklich alles manuell einstellen muss - OK, in der Blendenautomatik rechnet die Kamera schon noch selber die passende Belichtungszeit aus, aber man muss sich auch erst mal für eine Blende entscheiden und manuelles Fokussieren ist auch nicht mehr ganz so leicht auf diesen modernen Mattscheiben, die eher auf Bildqualität denn auf Funktionalität getunet sind. (Hilfreich ist in dem Zusammenhang, dass man ja im Live View mit den +/- Tasten zoomen kann, das hilft. Und im Sucher bekommt man auch die üblichen > und < als Einstellhilfe angezeigt. Hilft bei sich schnell bewegenden Motiven aber auch nix.) Aber wenn man darüber hinweg sieht und wirklich richtig scharfe Fotos bei einer doch schon etwas längeren Brennweite haben will, würde ich jederzeit (vor allem bei dem Preis) wieder zugreifen. Hoffentlich finde ich nicht doch noch einen versteckten Mangel. Bei Flohmarktware weiß man ja nie... Bisher bin ich jedenfalls mehr als zufrieden!