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Schwarz-weiß und analog, Teil 159: Siegburgs schwarzweiße Seite

Film: Fomapan 100 #35, Kamera: Konica Autoreflex TC, Objektiv: Konica Hexanon 40mm f/1.8, April 2022

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Da es heute den ganzen Tag geregnet hat, gibt es nur s/w-Bilder aus der Pipeline. Das macht aber nichts, denn in den letzten Tagen habe ich - siehe Regenwetter - auch gleich mal wieder aufgefüllt: Je zwei Mittelformat-Filme als auch zwei 135er habe ich durch den Scanner gejagt, während ich nebenbei was Sinnvolles getan habe. ;-) Jetzt aber erstmal zurück zum Utes alter Konica:

Nachdem wir aus Kassel zurück waren, hatte ich noch knapp ein Drittel des in der Konica eingelegten Films übrig, aber das Wetter war erst mal eher nicht so fotofreundlich. Deswegen hat es tatsächlich mal eine Woche gedauert, bis ich den Film voll machen konnte. Das war dann in Siegburg, ich habe mal wieder die Zeit ausgenutzt, die ich nicht mit im Wartezimmer sitzen durfte, wegen der Pest. Zuerst habe ich mich hauptsächlich am Bahnhof rum getrieben und von dort dann hinterm Stadthaus her auf den Markt, und von dort aus dann wieder zurück.

Mein erstes Opfer des Tages war mal wieder ein Fahrrad. (1/250s, f/2,8.) Ich habe da ja eine Schwäche für geparkte Räder. Gerade in s/w geben die mir immer dieses verlassene/post-apokalyptische Gefühl. Besonders, wenn dann auch noch einer der Reifen platt ist. Wie schon bei den Bildern aus Kassel, zeigt die Kamera-Objektiv-Kombination hier wieder, was sie zu leisten vermag: Scharf und kontrastreich trotz langer Schatten eines April-Vormittags. Der Stadtplan und die Müllcontainer im Hintergrund sind gerade noch scharf, die Häuserzeilen im Hintergrund sind bereits weichgezeichnet. Besonders die Spiegelungen in den Fenstern haben es mir angetan. Gelungenes Bild.

Ein Schuss die Straße runter am Kinokomplex vorbei folgt als nächstes. (1/250s, f/5,6.) So früh am Morgen war ich praktisch alleine in der Stadt, aber es hat trotzdem eine Person geschafft, mir ins Bild zu laufen. Pech. ;-) Die Schatten der Häuser und die angestrahlte Glaswand, kombiniert mit den Bäumen machen das Bild recht spannend, finde ich, dafür dass hier eigentlich nichts passiert. Architektur dominiert, Natur versucht, sich einen kleinen Platz zu schaffen. Eine Blende wäre noch drin gewesen, f/8 hätte auch gut funktioniert, aber wir haben ja bereits gesehen, dass dieses Objektiv eigentlich bei allen Blenden hervorragend scharfe Bilder abliefert.


Die morgendliche Frühlingssonne auf den Schirmen der Außengastronomie konnte ich mir auch nicht entgehen lassen. (1/1000s, f/2,8.) Im Hintergrund lauert die Deutsche Bahn zwischen den Bäumen, die ich gerne noch unschärfer gehabt hätte, aber bei 1/1000s ist leider Schluss. Es geht auch so. Das Bild wirkt insgesamt vielleicht etwas kurmelig, ich habe wohl mal wieder versucht, zu viel in einen Frame zu quetschen. Aber noch ist es OK.

Der Bussteig Nummer 2 ist da etwas klarer in seiner Intention. (1/500s, f/1,8.) Hier konnte ich auch endlich mal wieder voll aufblenden, sodass die Beton-Decke des Busbahnhofs extrem unscharf ist. Die Sonne strahlte genau auf den Metallrahmen der Zahl, was zu diesen extremen Highlights geführt hat. Hier handelt es sich aber nicht nur um ein "Ausbluten" in benachbarte Kristalle des Filmmaterials, da wird auch die Optik einen gewissen Anteil gehabt haben; schließlich ist der Rand schon nicht mehr ganz im Fokus und ich nehme an, in einem Farbfoto könnten wir hier ein bisschen Chromafehler sehen. Aber ich habe es hier auch wirklich provoziert! Was das Motiv angeht: Auch ganz OK geworden, aber der Hintergrund ist etwas sehr kahl. Vielleicht hätte ich genau andersherum belichten sollen: So weit wie möglich abblenden und versuchen, die Decke auch scharf zu bekommen.


Treppen sind auch immer ein sehr dankbares Motiv. (1/250s, f/8.) Diese hier führt von den Kinosälen wieder herunter auf die Straßenebene. Morgens ist hier natürlich keiner. Hm, im Nachhinein hätte ich mal da hoch gehen sollen und schauen sollen, ob man von da oben nicht auch noch ein paar interessante Motive in Richtung Stadt finden kann. Insgesamt ein ganz gut gelungenes Bild, finde ich. Schönes Schattenspiel. Wenn ich mal so richtig verschwenderisch sein will, gehe ich da hin und mache einen ganzen Film nur mit Treppendetails voll! ;-)

Noch ein Fahrrad, bzw. dessen Schatten, zog mich als nächstes magisch an. (1/1000s, f/4.) Habe hier versucht, möglichst viel Struktur aus dem Boden heraus zu holen, die überbelichtete Reflexion aber nicht zu sehr heraus zu nehmen. Das Ergebnis ist ein leicht unterbelichtetes Fahrrad, das aber sowieso nicht die Hauptrolle spielt. Stattdessen ist der Schatten, der sich scharf bis leicht weich in den Boden graviert, der Hauptdarsteller. Die Häuserzeile im Hintergrund könnte hingegen gerne noch ein bisschen dunkler sein, die lenkt mich noch ein kleines Bisschen zu sehr ab. Die Reflexe an der Wand, die vom Lenker zurückgeworfenen Sonnenstrahlen, finde ich besonders spannend. Sehr gutes Bild.

Im Dreck unter der Bank lag ein Bär. Den habe ich dann mal nach oben gesetzt, schließlich zeigt er jedem sein Herz! (1/30s, f/1,8.) Leider war es hier hinter dem Stadthaus sehr dunkel und schattig und ich habe nicht gut fokussiert und auch dazu noch schlecht belichtet. Die Szene ist mindestens eine Blende zu hell. Das ist besonders ärgerlich, denn 1/60s hätte wahrscheinlich bedeutet, dass ich weniger verwackelt hätte, umgekehrt hätte f/2.8 den Bär weiter in die Fokusebene geholt. Hrmpf. Man lebt, man lernt. ;-)

Gegenüber gab es noch Architektur am Parkhaus, bzw die Büsche, die dort aus den einzelnen Parkdecks heraus wachsen. (1/1000s, f/2,8.) Der Sinn der relativ offenen Blende war hier glaube ich, das Vordergrundunschärfeverhalten zu testen, wenn ich mich recht zurück erinnere. Tatsächlich ist das Gemüse unten rechts etwas unscharf, aber nicht besonders spektakulär. Insofern hat das Bild seinen Zweck leider nicht erfüllt und ich hätte ruhig auch hier f/8 nehmen können.


So, wie ich es beim Blick auf das Stadthaus gemacht habe. (1/250s, f/8.) So viel Glas! Hätte ich hier auf 1/125s runter gehen sollen, um das Haus aufzuhellen, damit aber zu riskieren, den Verlauf im Himmel zu verlieren? Ich weiß nicht, ich bin mir Unschlüssig. Gelbfilter auch hier vielleicht eine Option? Trotzdem ein recht spannendes Bild, nicht allzu schief trotz der verschiedenen Fluchtpunkte.

Neben geparkten Fahrrädern sind geparkte Vespas ja meine zweite große Leidenschaft. (1/250s, f/2,8.) Diese hier stand gleich um die Ecke vom Bär auf der Bank. Habe hier glaube ich einen ganz guten Ausgleich zwischen scharfem Vordergrund und unscharfem Hintergrund hin bekommen. Die stark überbelichtet Hauswand im Hintergrund hat für etwas zusätzliches Licht hier in der Gasse gesorgt, sodass das ganze ein bisschen hinterleuchtet wirkt, obwohl das wenige Licht hier unten eigentlich eher von hinten kam. Gefällt mir ganz gut., vielleicht ein bisschen dunkel.

Den Durstlöscher habe ich dann in der Straße zum Finanzamt gefunden. (1/125s, f/5,6.) Ein Bild, wie ich es öfter mache: Den Müll anderer Leute dokumentieren. Hier auf der Fensterbank gab er allerdings noch ein ganz interessantes Motiv ab, besonders mit den in der Unschärfe verschwindenden Backsteinen.

Vorher hatte ich mir noch den Kirchturm etwas genauer angesehen, und zwar von hinterm Stadthaus aus, am Mühlengraben. (1/60s, f/8.) Man, war da im April noch viel Wasser drin. Im Sommer war der praktisch verschwunden. Das Bild aber ist ziemlich gut geworden und ist sogar so scharf, dass man noch recht gut den Raben auf dem Baum erkennen kann. Könnte auch eine Elster sein. Ich weiß es nicht mehr so genau und das Auflösungsvermögen des Films endet halt auch irgendwann. Vielleicht sollte ich mir mal einen teuren ISO-50-Film besorgen, oder gar einen noch langsameren, die haben ja im Allgemeinen kleinere Körner und lösen somit höher auf.


Am Markt habe ich dann noch ein paar Pfosten fotografiert, die gerade Pause machten. (1/125s, f/5,6.) Neben dem Regenrohr fand ich das Motiv ganz witzig. Fehlt nur noch, dass einer der drei 'ne Kippe in der Hand hält. ;-) Bei f/5,6 habe ich nichts anderes erwartet als komplette Schärfe und ich wurde nicht enttäuscht. Interessantes Stadt-Foto.

Und ganz zum Schluss noch das, was passiert, wenn man der Kamera nicht glauben will, dass der Film eigentlich zu Ende ist! Der linke Teil zeigt mal wieder ein Fahrrad, das Werbefahrrad einer Blumenfirma, um genau zu sein (1/250s, f1,8.), während der rechte Teil das Ende der Fußgängerzone verkündet. (1/500s, f/8.) Dazwischen liegt eine gewisse Überschneidung! ;-) Zudem hat das Labor die Klammer durch das Schild gehauen, daher die Löcher. Schade eigentlich, denn beide Bilder sind eigentlich ganz nett. Aber passiert. Bin mal gespannt auf den Film, den ich jetzt gerade duch die Kamera geschickt habe, da ließ auch wieder kurz vorm Ende der Hebel nicht mehr ganz durchziehen, aber wirklich nur ganz knapp, sodass ich es noch mal riskiert habe und einfach den Auslöser gedrückt habe... ;-) Ich werd' ja nicht klug! :-D

Fazit: Tolles Objektiv an einer eher rudimentären Kamera. Zusammen aber ein unschlagbares Team. Die Bilder waren alle sehr schön und technisch hatte ich kaum Beanstandungsgründe. Für einen Einsteiger in die analoge und vor allem mehr oder weniger manuelle Fotografie durchaus zu empfehlen. (Die Kamera kann zwar auch einen Automatik-Modus mit vorgegebener Belichtungszeit, aber den habe ich tatsächlich gar nicht versucht...)