Skip to content

Fohlen und Fingerhüte

Gestern nach dem Abendessen oder noch später, da ließ die schwüle Hitze, trotz aller Hoffnung, noch immer nicht nach; sind dann aber trotzdem noch vor die Tür, da ich ja noch nicht genug Bewegung hatte. (Habe morgens ja bei der Mutter den Vorgarten beschnitten, hatte extra die Heckenschere mit genommen. Weit bin ich nicht gekommen, weil ich bei den Temperaturen fast aus den Latschen gekippt wäre.)

Jedenfalls sind wir kurz entschlossen bei Bödingen durch den Wald gelaufen. Da oben waren wir ja jetzt schon öfter, da ist es etwas kühler, weil schätzungsweise 100 Meter über dem Niveau der Sieg die ganze schwüle Suppe unter einem liegt. Außerdem ist es im Wald ja immer etwas wohltemperierter. Aber als wir zum Wanderparkplatz abgebogen sind, sahen wir schon, dass wir erst mal nicht direkt in den Wald rennen würden, sondern stattdessen die Pferde und das Fohlen begutachten würden:


Junge Pferde sehen ja immer etwas ungelenk aus. Muss an den ewig langen Beinen liegen. Aber irgendwie doch sehr niedlich. Die ganze Herde hat jedenfalls brav drauf aufgepasst und sich erst mal schützend im das Junge herum aufgestellt und uns böse angeschaut, bis alle gemerkt hatten, dass ich nur Fotos machen will und nicht der "böse" Wolf bin. (Ich mag zwar Sauerbraten, aber doch lieber aus Rind.) ;-)

Danach sind wir dann die paar Meter zurück zum Parkplatz - auf dem heute tatsächlich mal kein voll beladener Holztransporter stand, obwohl der ganze Wald noch voller abgeschnittener Bäume liegt; aber ich fange jetzt nicht wieder an, über Klimawandel und Borkenkäfer zu lamentieren. Ist zwar nur ein kurzer Weg, aber unterwegs direkt schon wieder gefühlt 42 Fotos gemacht. Wenn ich nicht aufpasse, habe ich den "neuen" Verschluss in der Kamera auch bald schon wieder durch. Aber an blühenden Blumen kann ich ja immer schlecht vorbei gehen, besonders wenn eine Biene drin sitzt. Und wieder stelle ich fest, wie unglaublich scharf die Bilder mit dem 35mm werden. Wenn ich das früher gewusst hätte, hätte ich gleich diese Brennweite gekauft. Allerdings ist das in neu ja schon recht teuer. (Nicht ganz so teuer, wie ich dachte, aber mit 320 Euro in der AF-D-Version für meine Hobby-Verwendungszwecke noch immer praktisch unbezahlbar. Wobei es tatsächlich noch - zumindest wohl bis 2020 - ein AI-S f/1,4 zu geben scheint, das neu mal eben das Vier- bis Fünffache kostet! Holla!)


Vom Parkplatz aus wollte ich eigentlich mal links rum gehen, aber das war uns heute zu weit, weil die Hitze und so. Da wäre man nämlich eher am Waldrand entlang, statt durch den Wald selber zu gehen, das war heute nicht das, was wir haben wollte. Wie kann es im Mai eigentlich so nass und kalt gewesen sein und im Juni ist es tropisch wie im yukatanische Urwald? (Ist jetzt der einzige Urwald, den ich persönlich kennengelernt habe.) Deshalb sind wir jedenfalls umgekehrt, nachdem ich den Holzstapel dort fotografiert hatte.

Stattdessen haben wir erst mal eine kleine Pause eingelegt. Ja, selbst abends um halb 8 ist es noch so heiß, dass man lieber sitzen möchte, statt dass man umkippt und den Berg runter rollt. Also aus dem Sitzen das Schild fotografiert. ...sagte er, als wäre das das Natürlichste der Welt! ;-) Ja, ich mache zu viele Fotos, aber ich habe halt ein neues Spielzeug und das muss man schließlich ausgiebig testen!

An der Stelle bleibt noch zu erwähnen, dass ich gerne eine geladene s/w-Kamera dabei gehabt hätte, denn es gab doch einige Motive, die sich sicherlich gut gemacht hätten. Zum Beispiel das Holz da oben.


Oder auch das andere Holz da gerade. ;-) Solche Motive kommen auf einem s/w-Film immer ganz besonders gut raus. Wobei ich ja eigentlich auch noch mal einen Farbfilm verschießen wollte, nachdem ich mir am Donnerstag die alten DK-Bilder noch mal genauer angeschaut habe. Hatte mit deswegen ja schon das letzte Dreierpack Kodak Gold 200 beim $drogeriemarkt gekauft, konnte mich bisher aber noch nicht für eine Kamera entscheiden. Das ist das Kreuz, wenn man so viele davon angeschafft hat. Am Sinnvollsten wäre wahrscheinlich die kleine, leichte Olympus, die könnte man auch mal so nebenbei mit nehmen.

Aber zurück zu den Fotos von gestern: Es gab unheimlich viele Fingerhüte zu sehen. Das ist ja auch genau die richtige Jahreszeit dafür, glaube ich. Außerdem ist es auch denen gut bekommen, dass wir so einen feuchten Mai hatten. Also, eigentlich einen normalen Mai. Man hat sich nur so dran gewöhnt, dass im Frühling immer schon Sommer ist. Jedenfalls steht der ganze Wald voller Digitalis! Nur vermisse ich die Bienen ein bisschen, die eigentlich da drin brummen sollten. Stattdessen hatten wir haufenweise Mücken, die sich an meinen nur mit Shorts bekleideten Beinen gelabt haben. Ist ja auch eine ziemlich dumme Idee, mit kurzen Hosen in den Wald zu gehen. Selbst bei dieser Hitze! Oder gerade dann!


Die Abendsonne hat es mir jedenfalls ermöglicht, die Blende beim Fotografieren schön weit offen zu lassen, was zu sehr interessantem Bokeh geführt hat. Hätte nicht erwartet, dass ein Objektiv, dass ja doch schon ein bisschen in den Weitwinkelbereich hinein gehört, so viel Unschärfe produzieren kann. OK, bei einer Naheinstellgrenze von 30cm kann ich ja auch ziemlich nah an alles heran gehen, was sich zu fotografieren lohnt. Außerdem macht es weit offen und mit dem vielen löcherigen Hintergrundlaub teilweise schon ein ganz kleines bisschen Swirl, zumindest wenn man gaaanz nah ran geht an das Motiv und der Hintergrund so gut wie unendlich weit weg ist. Interessant.

Nur manchmal braucht man dann doch das Tele, zum Beispiel für das Wildschutzschild, das ganz weit oben hängt und jedes Jahr kaputter aussieht. Dafür war es hier im Wald dann doch schon recht dunkel und ich musste die Kameraempfindlichkeit tatsächlich auf ISO-800-Äquivalent hoch drehen. Auch da hat das leichte Weitwinkel durchaus Vorteile, da man nicht so schnell verwackeln kann. Wobei ich heute kein besonders ruhiges Händchen hatte, muss ich gestehen, denn nachdem ich morgens die elektrische Heckenschere geschwungen hatte, hat für den Rest des Tages alles, was ich angefasst habe, ein bisschen gewackelt. ;-)

Aber die Grasbüschel und die diversen anderen Fingerhut-Blüten, die ich noch fotografiert habe, sind trotzdem einigermaßen unverwackelt geworden. Habe die Kamera vorsichtshalber ja auch nur auf ISO 200 zurück gestellt, nachdem ich mit dem Schild durch war. Das erschien mir der Wald-Beleuchtung angemessen und hat ganz gut funktioniert. Einer der großen Vorteile einer Digital-Kamera: Mal eben so die Filmempfindlichkeit wechseln. Wir leben in erstaunlichen Zeiten! (Aber ich scheine mit meinen Film-Bildern ansonsten ja voll im Trend zu liegen, ist ja offenbar wieder richtig modern.)


Nachdem wir unten im Tal beim Halberger Bach angekommen waren, mussten wir dann schließlich den Berg wieder hoch. Obwohl es erst so ungefähr 8 Uhr war, ging hier unten schon die Sonne unter. Endlich etwas Kühle. Die relativ tief stehende Sonne hat nicht nur den Ansatz von Blenden-Sternen verursacht, sondern auch sehr schöne, goldene Schattenrisse auf das Moos am Wegesrand projiziert. Konnte ich mir auch nicht entgehen lassen.

Der Rest des Abends war dann eher ohne weitere Vorkommnisse. Habe nach der nötigen Dusche und der Zeckensuche dann während des Rest-Fußballspiels (England gegen Schottland, 0:0) noch die Fotos vom Tage durchgeschaut, verkleinert und hochgeladen. Aber wie gesagt, den Text dazu konnte ich mir dann nicht mehr aus den Finger saugen. (Da ist übrigens noch ein Artikel in der Pipeline: Die Rosen im Seelscheider Garten. Aber den hebe ich mir mal für schlechtes Wetter auf, der ist ja eher zeitlos. ;-))