Schwarz-weiß und analog, Teil 204: Delta im Fast-Hellen
Ilford Delta 3200 #1, Oktober 2022
Und zwar geht es um die Entwicklung des Films, für den ich bisher das meiste Geld ausgegeben habe. Mal was anderes als die üblichen Fomapans. Auch besser als die etwas besseren Kentmeres. Nämlich ein Ilford Delta 3200. Warum dieser Film? Weil ich erst auf einer Familienfeier und dann bei einem unserer kleinen Zusammentreffen verrückter Tomb Raider war und beides hat im Haus stattgefunden, wo wenig bis kaum Licht vorhanden ist. Wenn ich also nicht den Blitz auspacken wollte, musste ich etwas empfindlicheres verwenden. Da hat man heutzutage ja kaum noch eine Auswahlmöglichkeit: Zwischen den noch einigermaßen normalen ISO/ASA 400 Filmen wie den bereits erwähnten Kentmere/Foma und dem recht teuren Ilford Delta 3200 klafft eine ziemliche Lücke, was den Preis und die Empfindlichkeit angeht. Und auch der Delta hat zwar 3200 auf der Packung stehen und die DX-Kodierung behauptet das auch, aber eigentlich handelt es sich um einen Film, der eigentlich nur so um die ISO 1000 hat und nur aufgrund seiner guten Pushbarkeit als 3200er verkauft wird. (Ganz verrückte Menschen pushen den ja sogar bis 6400 oder gar noch weiter, aber ich weiß nicht, was das dem Kontrast antut!)
Die Alternative zum Delta wäre Kodak Tmax P3200. Der ist noch mal 2 Euro teurer. Von dem, was ich aus dem Internet heraus gelesen habe, scheint das so eine Art Glaubensfrage zu sein, welchen der beiden Filme man am Ende bevorzugt. Ich habe mich fürs erste für den günstigeren der beiden entschieden, schließlich wollte ich erst mal schauen, ob ich überhaupt damit zurecht komme und wie mir das Endergebnis an sich zusagt. Dazu hatte ich mir in weiser Voraussicht gleich eine Packung von Ilfords Microphen-Entwickler besorgt, weil dieser extra zum Pushen dieser Art von Filmen ausgelegt ist.
Aber jetzt genug Vorrede, hier die Ergebnisse. Anfangen möchte ich mit den Bildern, die am Ende der beiden oben erwähnten "Veranstaltungen" noch auf der Rolle waren. Die habe ich an einem frühen und leicht diesigen Morgen verschossen, bevor die Sonne so richtig aufgegangen war. Trotzdem war es schon so hell, dass die meisten Bilder bei sehr schnellen Zeiten entstanden sind - die Filmgeschwindigkeit ist schon extrem! Und dabei hatte ich extra nur das 35mm mitgenommen, weil ich dachte: "So früh morgens wirst Du f/2 sicher brauchen können, selbst bei einem Weitwinkel!"
Das erste, was mir über den Weg lief, war dieses Pferd. (35mm, 1/1000s, f/4.) Wie man sieht, es war doch schon erstaunlich hell! Aber was noch viel erstaunlicher ist: Auch so ein hoch empfindlicher Film mach erstaunlich scharfe und nicht zu grobkörnige Bilder! Das Rauschen ist von der Menge her durchaus vergleichbar mit dem, was meine D601 bei diesem ISO-Wert produziert. Gut, die Körner im Film sind definitiv größer als die Pixel im CCD, aber erstaunlicherweise nicht so störend, wie ich es erwartet hatte. Bei normaler Größe betrachtet - also maximal bildschirmfüllend auf meinem Full-HD 24-Zöller - sieht es kaum anders aus als der Kentmere 100, den ich letztens vorgestellt habe, den ich in Adonal entwickelt hatte. Wenn man natürlich in die 4k-Version hinein zoomt, finden sich schnell Stellen, an denen das Rauschen und Kribbeln des Korns extrem sind. Aber nie unangenehm, meiner Meinung nach. Der Kontrast zwischen den einzelnen Körner ist durchaus zu verkraften. Und so bekomme ich hier ein wirklich schönes Pferdeportrait mit guter Auflösung und nicht allzu übertriebenen Kontrast, den ich aufgrund des Push eigentlich erwartet hatte. Einzig der helle Streifen am unteren Rand stört mich ein bisschen, der daher kommt, dass der Film sich hier im Negativ-Halter hoch gebogen und das Scannerlicht ungünstig gebrochen hat. Das Material erinnert sich also definitiv daran, dass es lange auf eine Spule gewickelt war. Vielleicht hätte ich den Film vor dem Scannen ein paar Tage in meinem Negativ-Buch platt pressen sollen?
Im folgenden Bild - noch ein Pferd - ist der Kontrast schon ein ganzes Stück kräftiger ausgeprägt. (35mm, 1/250s, f/4.) Trotzdem ergibt sich ein recht gefälliger Gesamteindruck. Es rauscht zwar gerade in den Mittentönen im Wiesen-Bokeh sehr stark, aber ich kann doch einigermaßen damit leben, wenn ich mir gleichzeitig vor Augen halte, wie dunkel es an jenem Tag tatsächlich war und welche Belichtungswerte ich trotzdem verwenden konnte. Denn eigentlich war es hier tatsächlich noch zu hell!
Deswegen habe ich dann auch mal in den Schatten hinein fotografiert und dieses sehr schöne Vogelhaus ist dabei heraus gekommen. (35mm, 1/125s, f/2.) Davon mal abgesehen, dass mir das Motiv und die Blendenbälle in den Blattlücken im Hintergrund extrem gefallen, zeigt der Film hier seine wirklichen Stärken: Satte Töne, deren kräftige Körnung dem ganzen Bild schon fast eine siebdruckartige Qualität verleiht. Trotzdem bleibt der Schärfeeindruck gut erhalten: Die Moosflecken auf dem Dach und die Kratzer an der Seite, die aufgerissene Borke, alles ist innerhalb des Fokus-Bereichs präzise und messerscharf abgebildet.
Unweigerlich kam ich wieder beim Steinmetz vorbei, wo ich die Robbe auch mal auf diesen Film gebannt habe. (35mm, 1/1000s, f/4.) Oder ist ein Seehund? Oder gar ein Walross ohne Stoßzähne? Man weiß es nicht. Klasse Foto jedenfalls, bei dem der Film durchaus glänzen kann - auch wenn ich hier ein paar Emulsionsdefekte (die weißen Stippser) zu bemängeln habe. Krasser Kontrast, schöne Schärfe, hübsche Sechsecke im Hintergrund. Gefällt mir.
Auf dem Weg zurück durchs Dorf habe ich dann in Ermangelung von echter Architektur die Betonklötze fotografiert, die als Gegengewicht am Kran dienen. (35mm, 1/60s, f/2,8.) Normalerweise würde ich solche Bilder ja eher bei f/8 machen, aber das 35mm ist selbst recht weit offen scharf genug. Durch das raue Material fällt das Filmkorn hier praktisch gar nicht auf. Wer also gerne Architektur, besonders moderne mit freilegendem Beton, fotografiert, dabei aber kaum Licht zur Verfügung hat oder einfach grundsätzlich auf der Suche nach dieser Art von Look ist, kann auf jeden Fall zu diesem Film greifen! Ich frage mich, wie der wohl aussehen würde, wenn man ihn bei nur 1600 oder gar 800 belichten und entsprechend entwickeln würde. Wäre sicher mal ein Experiment wert.
Die nun folgenden Bilder haben alle keine Belichtungsinformationen, denn ich habe sie wie gesagt mehr so nebenbei gemacht, ohne jedes Mal genau aufzuschreiben, was ich eingestellt hatte. Sie sind (glaube ich) alle mit dem 85mm AF-Nikkor entstanden und sollten alle so um die f/4 und 1/60s schwanken - indoors war es dann doch noch ein ganzes Stück dunkler.
Der kleine weiße Wuschelhund kommt hier jedenfalls schon mal sehr gut zur Geltung. Schönes Highlight in den Augen, gut scharf und schön unscharf im Hintergrund. Dort gibt es aber auch eine ganzen Menge Rauschen zu sehen, das teilweise schon extrem kontrastreich wird. Wahrscheinlich eine Folge des wenigen Lichtes und des Push. Trotzdem ist es recht gefällig und gibt einen guten Eindruck dessen, was mit dem Film möglich ist.
Die Pizza hingegen stand auf dem dunklen Abendtisch und wurde nur von (recht langwelligem) Lampenlicht beleuchtet, dementsprechend ist hier die Körnung noch extremer. Selbst in der Maserung des Tisches ist sie noch hervorragend zu erkennen. Hier komme ich definitiv ans Ende dessen, was gerade noch so möglich ist.
Und ganz zum Schluss noch ein Bingo. Der lag in der durchs Fenster herein flutenden Mittagssonne. Hm, naja, so viel Sonne, wie man Mitte/Ende Oktober halt kriegt, wenn draußen eher mistiges Wetter ist.
Fazit: Toller Film!
Nächstes Mal: Ein Kentmere in drei Teilen, aus der Nikon F50. Ich wollte mal sehen, wie ein ganzer Film nur mit dem damals mit der Kamera gekommenen Tamron aussieht!
- Nikon F601, Nikkor 35mm 1:2. AF Nikkor 85mm 1:1.8
- Entwicklung: Microphen Stock, 9:00 Minuten 20°C, Adofix Plus 1+5 (4. Benutzung), Adoflo II 1+200
Und zwar geht es um die Entwicklung des Films, für den ich bisher das meiste Geld ausgegeben habe. Mal was anderes als die üblichen Fomapans. Auch besser als die etwas besseren Kentmeres. Nämlich ein Ilford Delta 3200. Warum dieser Film? Weil ich erst auf einer Familienfeier und dann bei einem unserer kleinen Zusammentreffen verrückter Tomb Raider war und beides hat im Haus stattgefunden, wo wenig bis kaum Licht vorhanden ist. Wenn ich also nicht den Blitz auspacken wollte, musste ich etwas empfindlicheres verwenden. Da hat man heutzutage ja kaum noch eine Auswahlmöglichkeit: Zwischen den noch einigermaßen normalen ISO/ASA 400 Filmen wie den bereits erwähnten Kentmere/Foma und dem recht teuren Ilford Delta 3200 klafft eine ziemliche Lücke, was den Preis und die Empfindlichkeit angeht. Und auch der Delta hat zwar 3200 auf der Packung stehen und die DX-Kodierung behauptet das auch, aber eigentlich handelt es sich um einen Film, der eigentlich nur so um die ISO 1000 hat und nur aufgrund seiner guten Pushbarkeit als 3200er verkauft wird. (Ganz verrückte Menschen pushen den ja sogar bis 6400 oder gar noch weiter, aber ich weiß nicht, was das dem Kontrast antut!)
Die Alternative zum Delta wäre Kodak Tmax P3200. Der ist noch mal 2 Euro teurer. Von dem, was ich aus dem Internet heraus gelesen habe, scheint das so eine Art Glaubensfrage zu sein, welchen der beiden Filme man am Ende bevorzugt. Ich habe mich fürs erste für den günstigeren der beiden entschieden, schließlich wollte ich erst mal schauen, ob ich überhaupt damit zurecht komme und wie mir das Endergebnis an sich zusagt. Dazu hatte ich mir in weiser Voraussicht gleich eine Packung von Ilfords Microphen-Entwickler besorgt, weil dieser extra zum Pushen dieser Art von Filmen ausgelegt ist.
Aber jetzt genug Vorrede, hier die Ergebnisse. Anfangen möchte ich mit den Bildern, die am Ende der beiden oben erwähnten "Veranstaltungen" noch auf der Rolle waren. Die habe ich an einem frühen und leicht diesigen Morgen verschossen, bevor die Sonne so richtig aufgegangen war. Trotzdem war es schon so hell, dass die meisten Bilder bei sehr schnellen Zeiten entstanden sind - die Filmgeschwindigkeit ist schon extrem! Und dabei hatte ich extra nur das 35mm mitgenommen, weil ich dachte: "So früh morgens wirst Du f/2 sicher brauchen können, selbst bei einem Weitwinkel!"
Das erste, was mir über den Weg lief, war dieses Pferd. (35mm, 1/1000s, f/4.) Wie man sieht, es war doch schon erstaunlich hell! Aber was noch viel erstaunlicher ist: Auch so ein hoch empfindlicher Film mach erstaunlich scharfe und nicht zu grobkörnige Bilder! Das Rauschen ist von der Menge her durchaus vergleichbar mit dem, was meine D601 bei diesem ISO-Wert produziert. Gut, die Körner im Film sind definitiv größer als die Pixel im CCD, aber erstaunlicherweise nicht so störend, wie ich es erwartet hatte. Bei normaler Größe betrachtet - also maximal bildschirmfüllend auf meinem Full-HD 24-Zöller - sieht es kaum anders aus als der Kentmere 100, den ich letztens vorgestellt habe, den ich in Adonal entwickelt hatte. Wenn man natürlich in die 4k-Version hinein zoomt, finden sich schnell Stellen, an denen das Rauschen und Kribbeln des Korns extrem sind. Aber nie unangenehm, meiner Meinung nach. Der Kontrast zwischen den einzelnen Körner ist durchaus zu verkraften. Und so bekomme ich hier ein wirklich schönes Pferdeportrait mit guter Auflösung und nicht allzu übertriebenen Kontrast, den ich aufgrund des Push eigentlich erwartet hatte. Einzig der helle Streifen am unteren Rand stört mich ein bisschen, der daher kommt, dass der Film sich hier im Negativ-Halter hoch gebogen und das Scannerlicht ungünstig gebrochen hat. Das Material erinnert sich also definitiv daran, dass es lange auf eine Spule gewickelt war. Vielleicht hätte ich den Film vor dem Scannen ein paar Tage in meinem Negativ-Buch platt pressen sollen?
Im folgenden Bild - noch ein Pferd - ist der Kontrast schon ein ganzes Stück kräftiger ausgeprägt. (35mm, 1/250s, f/4.) Trotzdem ergibt sich ein recht gefälliger Gesamteindruck. Es rauscht zwar gerade in den Mittentönen im Wiesen-Bokeh sehr stark, aber ich kann doch einigermaßen damit leben, wenn ich mir gleichzeitig vor Augen halte, wie dunkel es an jenem Tag tatsächlich war und welche Belichtungswerte ich trotzdem verwenden konnte. Denn eigentlich war es hier tatsächlich noch zu hell!
Deswegen habe ich dann auch mal in den Schatten hinein fotografiert und dieses sehr schöne Vogelhaus ist dabei heraus gekommen. (35mm, 1/125s, f/2.) Davon mal abgesehen, dass mir das Motiv und die Blendenbälle in den Blattlücken im Hintergrund extrem gefallen, zeigt der Film hier seine wirklichen Stärken: Satte Töne, deren kräftige Körnung dem ganzen Bild schon fast eine siebdruckartige Qualität verleiht. Trotzdem bleibt der Schärfeeindruck gut erhalten: Die Moosflecken auf dem Dach und die Kratzer an der Seite, die aufgerissene Borke, alles ist innerhalb des Fokus-Bereichs präzise und messerscharf abgebildet.
Unweigerlich kam ich wieder beim Steinmetz vorbei, wo ich die Robbe auch mal auf diesen Film gebannt habe. (35mm, 1/1000s, f/4.) Oder ist ein Seehund? Oder gar ein Walross ohne Stoßzähne? Man weiß es nicht. Klasse Foto jedenfalls, bei dem der Film durchaus glänzen kann - auch wenn ich hier ein paar Emulsionsdefekte (die weißen Stippser) zu bemängeln habe. Krasser Kontrast, schöne Schärfe, hübsche Sechsecke im Hintergrund. Gefällt mir.
Auf dem Weg zurück durchs Dorf habe ich dann in Ermangelung von echter Architektur die Betonklötze fotografiert, die als Gegengewicht am Kran dienen. (35mm, 1/60s, f/2,8.) Normalerweise würde ich solche Bilder ja eher bei f/8 machen, aber das 35mm ist selbst recht weit offen scharf genug. Durch das raue Material fällt das Filmkorn hier praktisch gar nicht auf. Wer also gerne Architektur, besonders moderne mit freilegendem Beton, fotografiert, dabei aber kaum Licht zur Verfügung hat oder einfach grundsätzlich auf der Suche nach dieser Art von Look ist, kann auf jeden Fall zu diesem Film greifen! Ich frage mich, wie der wohl aussehen würde, wenn man ihn bei nur 1600 oder gar 800 belichten und entsprechend entwickeln würde. Wäre sicher mal ein Experiment wert.
Die nun folgenden Bilder haben alle keine Belichtungsinformationen, denn ich habe sie wie gesagt mehr so nebenbei gemacht, ohne jedes Mal genau aufzuschreiben, was ich eingestellt hatte. Sie sind (glaube ich) alle mit dem 85mm AF-Nikkor entstanden und sollten alle so um die f/4 und 1/60s schwanken - indoors war es dann doch noch ein ganzes Stück dunkler.
Der kleine weiße Wuschelhund kommt hier jedenfalls schon mal sehr gut zur Geltung. Schönes Highlight in den Augen, gut scharf und schön unscharf im Hintergrund. Dort gibt es aber auch eine ganzen Menge Rauschen zu sehen, das teilweise schon extrem kontrastreich wird. Wahrscheinlich eine Folge des wenigen Lichtes und des Push. Trotzdem ist es recht gefällig und gibt einen guten Eindruck dessen, was mit dem Film möglich ist.
Die Pizza hingegen stand auf dem dunklen Abendtisch und wurde nur von (recht langwelligem) Lampenlicht beleuchtet, dementsprechend ist hier die Körnung noch extremer. Selbst in der Maserung des Tisches ist sie noch hervorragend zu erkennen. Hier komme ich definitiv ans Ende dessen, was gerade noch so möglich ist.
Und ganz zum Schluss noch ein Bingo. Der lag in der durchs Fenster herein flutenden Mittagssonne. Hm, naja, so viel Sonne, wie man Mitte/Ende Oktober halt kriegt, wenn draußen eher mistiges Wetter ist.
Fazit: Toller Film!
Nächstes Mal: Ein Kentmere in drei Teilen, aus der Nikon F50. Ich wollte mal sehen, wie ein ganzer Film nur mit dem damals mit der Kamera gekommenen Tamron aussieht!