Skip to content

Schwarz-weiß und analog, Teil 184: Bonn

Film: Fomapan 400 #6, Kamera: Chinon CP-7m (#2), Objektive: Auto Zoom Chinon 1:3.5-4.5 35-70mm & Auto Zoom Chinon 1:4-5.6 70-210mm, August 2022

Weiter gehts mit Bildern, die ich mit meiner zweiten CP-7m und den dazugehörigen Zooms gemacht habe. Heute geht es nach Bonn, das heißt, es wird ein bisschen städtischer, allerdings nicht wirklich architekturlastig. Stattdessen habe ich versucht, ein paar urbane Szenen einzufangen, ohne dass ich Menschen mit im Bild habe. Ich würde gerne mal richtige Street Photography machen, aber ach, ich fürchte, das Recht am eigenen Bild wiegt in Deutschland höher als mein Bedürfnis nach Spaß an der Freud'. ;-)

Deshalb habe ich mich erst mal mit dem Stromkasten abgegeben, der auf dem Marktplatz steht und mit Kunst versehen ist. (35-70@35mm, 1/250s, f/3,5.) In diesem Bild kann man gut erkennen, wie stark die Pincussion-Verzerrung dieses kleinen Zooms bei minimaler Brennweite ist: Die Linien des Kastens biegen sich doch schon sehr kräftig durch. Man bekommt schon fast einen leichten Fischauge-Effekt. Die Korrektur dieser älteren Zoom-Linsen ist in der Beziehung leider nie so besonders gut gewesen. Natürlich erhält man so auch einen gewissen künstlerischen Effekt, aber wenn ich das mit Bildern vergleiche, die ich mit einer 35er Festbrennweite gemacht habe, ist das doch schon deutlich mehr verbogen.


Von der minimal möglichen Brennweite zur maximalen: Die Rathausuhr mit den beiden Satyren habe ich glaube ich noch nie so weit rangeholt, zumindest nicht auf analogem Film. (70-210@210mm, 1/1000s, f/8.) Es könnte in diesem Bild alles ein bisschen schärfer sein, finde ich. Das mag an meinem schlechten Auge liegen, aber bei f/8 - eine Stufe abgeblendet - sollte auch eine leichte Fehlfokussierung selbst bei dieser Brennweite nicht zu große Auswirkungen haben. Ich nehme also an, dass wir hier bei den starken Kontrasten ein paar Chroma-Fehler sehen - und auch wieder nicht sehen können, da der Film ja nur s/w ist. Wie ich schon im letzten Eintrag geschrieben habe: Ich glaube, um diese Zooms abschließend zu beurteilen, müsste ich mal einen Farbfilm in die Kamera legen.

Da der Herr Beethoven gerade so praktisch parat stand, habe ich gleich mal getestet, ob das große Zoom denn für Portraits taugt. (70-210@90mm, 1/2000s, ~f/4,2.) Er könnte etwas schärfer im Gesicht sein, vielleicht hätte ich eine Stufe abblenden sollen, aber dafür ist das Bokeh im Hintergrund eigentlich ganz brauchbar. 90mm ist ja auch eine gute Portrait-Brennweit und f/4 ist das, was ich normalerweise dafür veranschlagen würde, gerade auf diese Entfernung. Man kann also sagen: Brauchbar. Nicht überragend, vielleicht nicht mal gut, aber im Zweifel brauchbar, wenn man nichts anderes zur Hand hat. Natürlich würde ich eher auf die 135er Festbrennweite zurückgreifen, wenn ich die Wahl hätte.


A bear there was, a bear, a bear, all black and brown, and covered with hair... (70-210@210mm, 1/2000s, f/8.) Gegen den hellen Himmel ist das erstaunlich gut geworden, auch wenn ich wieder glaube, dass der Film an sich ein bisschen unterbelichtet ist bzw. im Labor zu kurz in der Entwickler-Suppe war. Ich muss sagen, die 400er Fomas, die ich seitdem entwickelt habe, gefallen mir etwas besser, obwohl sie durch das billige Adonal teilweise ein bisschen grobkörnig geworden sind.

Und dann lag da dieser erschöpfte Hund auf der Straße, der in der Augusthitze kaum in der Lage war, sich zu bewegen. (35-70@65mm, 1/125s, ~f/8.) Hat nur kurz die Augenbraue gehoben. Habe ihn gut getroffen und bei dieser Brennweite bekommt man selbst bei etwas Abblenden noch genug Hintergrundunschärfe. Schönes Bild.

Der frisch renovierte Beethoven auf dem Münsterplatz musste als nächstes dran glauben. (70-210@150mm, 1/2000s, ~f/5.) Gut kontrastreiches Bild, auch wenn ich denke, dass es wieder etwas dunkel geworden ist. Den Fokus habe ich glaube ich etwas zu weit hinter die Statue gesetzt, die Häuserdächer scheinen mir schärfer als das eigentliche Motiv - wahrscheinlich mein Fehler, das möchte ich nicht dem Objektiv anlasten. Das macht hier ansonsten nämlich eine ganz gute Figur für ein altes Zoom.


Auch bei den Laternen ist die hintere wohl am schärfsten, ich glaube, ich brauche mal eine neue Brille! ;-) (70-210@85mm, 1/500s, ~f/7,8.) Das ist etwas schade, kann man so doch nicht die Schärfe in der Mitte richtig beurteilen. Naja, da ist eh sehr viel Reflexion im Weg, man sieht die Birne ja kaum. Also Schwamm drüber.

Am Brunnen habe ich da noch diese Metall-Gans mitgenommen, die eignet sich ja auch immer wieder hervorragend für Testbilder. (70-210@210mm, 1/500s, f/8.) Die Dame, die mir da im Hintergrund ins Bild gerannt ist, ist ein bisschen fehl am Platze. Da sie aber sehr unscharf geworden ist, macht das nichts, kann ich ja hoffentlich so drin lassen, wenn man keine Personen wirklich erkennen kann, oder? Die Belichtung ist hier tatsächlich mal richtig gut geworden. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich hier ausnahmsweise mal auf den manuellen Mode gewechselt habe und ganz genau die Gans ausgemessen habe. Es könnte also tatsächlich sein, dass die Automatik von den variablen Blendenwerten der Zooms ein bisschen verwirrt ist. Was aber seltsam wäre, schließlich handelt es sich um Erstausrüster-Objektive, die sollten ja doch schon auf die Kamera abgestimmt sein. Seltsam.


Die Taube hingegen ist wieder sehr unterbelichtet - aber dieses Mal hatte ich damit gerechnet, denn ich habe auch hier manuell gemessen und um ca. 2 Stufen unterbelichtet; denn wirklich gemessen habe ich hier nicht, einfach nur schnell ge-schnappschuss-t, als die Taube ins Bild kam! ;-) (70-210@???mm, 1/500s, unbekannte Blende.)

Im Bahnhof habe ich dann auch mal schnell die Klosterfrau mitgenommen und das bunte Fenster dahinter ist richtig gut rausgekommen. (35-70@35mm, 1/500s, f/5,6.) Um anderthalb Blendenstufen abgeblendet zeigt sich wieder, wie scharf das kleine Objektiv sein kann: Die Anzeigetafel ist komplett lesbar, nur die Auflösung des Films verhindert an manchen Stellen eine größere Schärfe! Mit dem kleinen Objektiv bin ich tatsächlich ganz zufrieden, das große ist zwar praktisch, aber hat auch größere Schwächen, meiner Meinung nach.


Und am Ende noch ein Ding, an dem ich nie vorbei gehen kann, ohne ein Bild zu machen: Eine Vespa! (70-210@120mm, 1/500s, ~f/6,5) Hier sind die beiden Frauen, die mir in den Hintergrund gelaufen sind, gar nicht mal so schlecht. Gibt wenigstens ein bisschen den Anschein von Street Photography. Und da man nur den Rücken sieht, denke ich auch, dass die beiden unproblematisch sind. Wenn sich jemand von hinten erkennt und nicht hier in meinem Blog sein will: Bitte melden! ;-)

Fazit: Für in der Stadt gefällt mir das kleine Zoom ganz gut, trotz der starken Verzerrungen im Weitwinkelbereich, wie wir es beim Stromkasten ganz oben gesehen haben. Das große ist mit seinen langen Brennweiten hier eh ein bisschen fehl am Platze.