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Heroisches Linux-Gaming (mit Protonen-Dampf)

Ich bin in den letzten Jahren ja zum totalen Playstation-Spieler geworden. Also, wenn ich denn überhaupt mal dazu komme, was zu spielen. Liegt daran, dass ich ja jahrelang keinen PC hatte, der auch nur ansatzweise irgendwas spielen konnte. Seit einem Jahr habe ich aber zumindest die nötige CPU-Power. Der Ryzen 5600G, den ich vor mittlerweile über einem Jahr in mein Gehäuse eingebaut habe, hat zudem erschreckend brauchbare 3D-Leistung. Ich mein, für meine Zwecke: Leute, die jetzt 4k-120Hz-First-Person-Shooter spielen wollen, lachen sich wahrscheinlich gerade krumm. Aber für eine Runde Civilization oder mit den Zügen rum fahren oder sogar auch mal das ein oder andere Tomb Raider Level reicht es.

Letzteres war dann übrigens auch mal wieder der Grund, sich vor etwa einem Monat mit Gaming unter Linux zu beschäftigen, denn die Remastered Version von den ersten drei Spielen von damals aus den 1990ern ist erschienen. Schließlich finde ich es ziemlich hinderlich, ständig das Windoof starten zu müssen, wenn ich eigentlich alles andere mit dem Pinguin erledige. Windows saugt ja schon länger extrem, aber mit 11 haben sie ja irgendwie den Vogel der Unbedienbarkeit abgeschossen. Aber bevor das jetzt wieder in einen Windows-Rant ausartet, ich wollte über die Möglichkeiten reden, die einem ein modernes Linux so bietet.


Leider produzieren ja die wenigsten Spiele-Studios angepasste native Linux-Versionen ihrer Spiele. Die Tomb Raiders waren da eine angenehme Ausnahme. Alle drei der Reboot-Spiele sind auch nativ unter Linux verfügbar und laufen auch extrem gut. Aber bei vielen anderen Dingen ist man auf Wine angewiesen. Oder Proton, die fürs Spielen angepasste Version von Wine. Das letzte Mal, als ich das unter Gentoo in Angriff genommen hatte, war das ja immer noch ein bisschen Frickelei gewesen, aber mittlerweile bin ich echt erstaunt: Es läuft mehr oder weniger alles out-of-the-box, oder sollte ich out-of-the-emerge sagen?

Für Steam gibt es ja schon länger einen offiziellen Client, aber für die vielen, vielen Gratis-Spiele, die ich mittlerweile bei Epic angesammelt habe, muss man auf eine Dritthersteller-Software zurück greifen: Heroic. Und auch das funktioniert erschreckend reibungslos. So sehr, dass ich mir echt überlege, dass das gar nicht so schlimm wäre, demnächst komplett auf Windoof zu verzichten. Bis jetzt habe ich jedenfalls noch kein Spiel, dass ich tatsächlich spielen wollte, gefunden, das nicht auf Anhieb laufen würde. Die Windows-Simulation von Wine/Proton scheint mittlerweile echt weit gekommen zu sein.

Ich mein, dass Tomb Raider III läuft, das habe ich ja eigentlich erwartet. Auch in der Remastered-Version ist das jetzt nicht unbedingt ein besonderer Resource-Verschwender. Eher sehr genügsam. Aber Civ ist da schon ein bisschen heftiger. Und hat mehr grafische Effekte. Läuft aber wunderbar. Dieser Heroic-Launcher unterstützt neben Epic noch anderer Stores (GoG und Prime), was ganz praktisch sein könnte, wenn man da Spiele hat. Habe ich aber nicht. Wie gesagt, aus dem PC-Gaming bin ich ziemlich raus seit einigen Jahren und ich spiele wenn dann hauptsächlich irgendwelche Simulationen. Alles, was man besser mit Tastatur und Maus als mit einem Controller gesteuert bekommt.


Civ war ein bisschen verwirrt, weil es die Grafikkarte anhand des Linux-Strings nicht erkennen konnte und daher nicht wusste, welche Standard-Einstellungen es verwenden soll. Aber nach ein bisschen manueller Nachjustage läuft es ziemlich problemlos. Tomb Raider I-III Remastered hingegen läuft einfach. Gut, das würde wahrscheinlich auch auf einem Taschenrechner laufen, wenn er einen 64-Bit-Prozessor hätte. (Warum ein solcher überhaupt nötig ist, um diese EXE auszuführen, wundert mich allerdings schon ein bisschen.)

Fazit: Vielleicht ist so ein Steam-Deck - das ja auch komplett auf Windoof verzichtet - doch keine so dumme Idee. Allerdings auch nicht ganz günstig. ;-) Und bei aller Kritik, die ich an Steam habe, mit deren relativ restriktiven DRM-Politik, so haben die doch scheinbar recht viel Entwicklungsarbeit in Proton rein gesteckt und so dafür gesorgt, dass man auf das große blaue Betriebssystem aus Redmond mehr oder weniger verzichten kann. Ist natürlich nicht ganz uneigennützig: Die investieren lieber in eine Alternative, als für jedes ihrer Hardware-Geräte Lizenzgebühren blechen zu müssen.

Dass auch die Epic Spiele so problemlos laufen, hat mich allerdings schon ein bisschen überrascht. Der Heroic Games Launcher sieht an manchen Stellen noch immer ein bisschen altbacken aus, tut aber genau das, wofür er gedacht ist, nämlich Spiele herunterladen, installieren und starten, die eigentlich für Windows gebaut wurden. Auch dieses Projekt profitiert von der Arbeit, die eine ganze Schar von Programmierern in Wine und Proton gesteckt haben. Überhaupt sollte man die Genialität dieser beiden Projekte nicht unterschätzen; ich weiß ja nicht, wie das heutzutage ist, aber Früher™ hat Microsoft ja nur extrem widerwillig die eigenen Funktionsaufrufe öffentlich dokumentiert, sodass da sicher noch immer einiges an Reverse Engineering drin steckt!