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CLATRONICS SRR173 - Reparatur, Teil 1

Es ist Herbst, schlechtes Wetter und ich repariere mal wieder meine Elektronik. Weil, ehrlich gesagt, weiß ich auch nicht so genau, warum. Weil ich ja nichts wegwerfen kann, was eigentlich noch funktioniert. Außerdem ist dieses Gerät das erste eigene Teil, das in irgendeiner Form Musik von sich geben konnte. Steht noch immer zur Verzierung auf dem Tisch hinter den Monitoren rum. Nicht, dass ich hier unten im Tal was anderes als das Tackern und Rauschen der PC-Abstrahlungen empfangen könnte. "Spread Spectrum" my ass! Den einzigen Unterschied, den das macht, ist, dass das Tockern nicht mehr ganz so gleichmäßig ist, aber vier bis fünf Festplatten und ein zum schnellen Eingriff offenstehendes Gehäuse strahlen trotzdem genug elektromagnetische Energie ab, um den letzten Rest von Empfang zu versauen.

Bleibt der CD-Player an dem Gerät. Der funktioniert nach wie vor ziemlich einwandfrei. Gut, die mittlerweile auch jenseits von 25 Jahren alten gebrannten Mixed-CDs, die sich vom Rand aus langsam verfärben, weil sie jahrelang im sommerheißen und winterkalten Auto gelegen habe, mag es dann auch nur bedingt. Aber das macht nix, solange es noch mit Originalen geht.

"Aber Moment", mag jetzt jemand einwerfen, "das Gerät hatte beim letzten Mal doch noch zwei Tape-Laufwerke?" Also, erstmal: Danke, dass Du, geehrter Leser, schon seit 2004 dabei bist und Dich an Zeiten erinnern kannst, in denen wir die Katze noch für einen Kater hielten. Und dann muss ich leider mitteilen, dass sich auf Grund von Nichtbenutzung mittlerweile alle bis auf ein Gummiriemen in diese schleimig-schwarze Klebepaste verwandelt haben. Um das mal lautmalerisch auszudrücken: Boah, was für eine Sauerei! Diesen schlodderigen Matschgubbel habe ich dann nämlich mal mit einer gehörigen Dosis Alkohol und Reinigungsbenzin von den Schwungrädern und sonstigen Stellen geputzt und mir dabei schwarze Fingernägel bis zum Ende der nächsten Woche eingehandelt, als ich das Teil eh auf machen musste, um - mal wieder - die Steckerbuchse fest zu löten.


Ich finde es ja schon sehr irritierend, dass die immer einen Wackelkontakt entwickelt, sogar nachdem ich sie beim letzten Mal ganz brutal mit einer Schraube an der Rückwand festgezogen habe. Und zwar ist das nicht die Stromversorgung selber, deren Lötstellen immer wieder kaputt gehen, sondern die dieses kleinen Schalters in der Buchse, die dem Gerät mitteilt, dass ein Kabel eingesteckt ist und daraufhin die Batteriefächer trennt, damit da kein Strom aus dem Trafo rein fließt. Die Akkus, die ich jahrelang da drin hatte, würden das wahrscheinlich gar nicht so übel nehmen, aber echte Batterien mögen das ja gar nicht. Ach ja, die Akkus sind vor Jahren auch über den Jordan, als mir zwei davon ausgelaufen sind. Waren noch echte NiCd-Akkus, wusste nicht, dass die das auch können.

Anyways. Bei der Gelegenheit habe ich die Kiste also offen gehabt und den Strom festgelötet, damit ich nicht immer rumrödeln muss, bis ich Kontakt habe. Eigentlich sollte ich diesen Schalter überbrücken, denn Batterien werde ich da wohl nie wieder einsetzen. Aber dann vergesse ich das irgendwann und zack, haste den Salat!


Der Ausbau des Kassetten-Laufwerks war einigermaßen einfach: Rundrum vier Schrauben, von denen eh eine fehlte, und in der Mitte noch eine einzelne. Früher wäre es schwierig gewesen, die Tasten von den Pinnen zu lösen, aber mit der Zeit ist der Kleber so ausgetrocknet, dass ich alle bis auf eine praktisch ohne jegliche Gewalt abziehen konnte. Sieht ja schon etwas nackt aus, so ganz ohne Tasten und aus dem Gerät heraus genommen. Ansonsten ist das Teil nämlich nur mit ein paar Kabeln mit der Hauptplatine verbunden.

Da man ja nirgends - zumindest nicht in eigentlich dafür zuständigen Elektronik-Fachgeschäften - die passenden Gummis bekommt, habe ich daraufhin bei ehBlöd ein 50er Pack mit diversen Größen bestellt und hoffe jetzt, dass eine davon passt. Jedenfalls müssen besagte Fachgeschäfte mit angeschlossener Reparatur sich auch nicht wundern, wenn sie langsam alle pleite machen. Ich hab es echt versucht! An mir liegt es nicht! Ich mag diese Bestellerei in Fernost nämlich auch nicht wirklich. Aber was soll ich machen? OK, ich habe zumindest einen europäischen Händler unterstützt, indem ich nicht direkt in China bestellt habe, wo es noch mal nur die Hälfte gekostet hätte. Aber seit man neuerdings ja auch ab dem ersten Euro Einfuhrumsatzsteuer und Zoll abdrücken muss, wahrscheinlich auch nicht wirklich.


Bei der Gelegenheit habe ich dann auch festgestellt, warum das Ding immer seltsam klang, wenn man eine Kassette kopieren wollte: Beide Laufwerke werden von nur einem Motor angetrieben! Ja jah, auch in den 1990ern haben die Chinesen schon keine Kosten und Mühen gescheut, die Geräte möglichst billig herzustellen! ;-) Gut, die Kopien klangen meist trotzdem OK-ish, weil jede Art von Gleichlaufschwankung sich so natürlich auf beide Laufwerke gleich ausgewirkt hat. Aber das eigentliche Problem ist halt doch irgendwie die gesamte Qualität des Mechanismus. Obwohl, der ist noch nicht komplett aus Plastik wie die aktuellen.

Jedenfalls: Wenn und falls ich dieses Projekt erfolgreich beendet bekomme, melde ich mich wieder mit einem zweiten Teil. Und außerdem, wenn ich dann noch ca. 45 Gummibänder bester chinesischer Qualität übrig habe, werde ich mich vielleicht auch noch mal an mein eigentliches Tape Deck, das Gute von Fisher, heran trauen und da auch mal den Schmoddergubbel von den Antriebsteilen putzen. Weiß nur noch nicht, wie ich die Gummis dann da drum bekomme, denn ausbauen traue ich mich da nicht - zu viel Elektronik; das Ding ist ja voll elektronisch gesteuert, mit Soft Eject und anderen marketingsprüchigen Hastenichgesehen!

Soviel aber erstmal zum CLATRONICS SRR173. Ich hoffe, der Nachbarskater wirft das nicht vom Bürostuhl, auf dem ich das jetzt zwischengelagert habe. Immerhin habe ich brav alle Schrauben in eine Filmpatronendose gepackt, damit die nicht abhauen können.