Skip to content

Panasonic KX-P1123

Ich habe ja bekanntlich ein Herz für alte Drucker, insbesondere alte Nadeldrucker. Einstmals, als ich mit Computern meine erste Berührung hatte, gab es nichts anderes. Ich erinnere mich mit wohligem Grausen zurück an die Basic-Listings, die ich vom C64 an meinen alten Seikosha-Drucker geschickt habe. (Den ich hier eigentlich auch mal vorstellen sollte. Ich wette, der würde nach über 40 Jahren auch noch problemlos funktionieren!) Das hämmern der Nadeln auf der Walze, ach, sowas kennt die Jugend von heute ja gar nicht mehr. Also, vielleicht aus dem Fernsehen, weil Retro ist ja gerade voll in und Serien über die Zeit meiner Jugend sowieso.

Aber ernsthaft: Seid bloß froh, dass diese Zeiten vorbei sind und nur so alte, weiße Männer wie ich in irgendwelchen, von der Zeit nachträglich bunt gefärbten Erinnerungen schwelgen. Denn diese Dinger waren LAUT und das Druckbild war... wenn man Glück hatte vorhanden. Und von bunt konnte nun wirklich keine Rede sein, es sei denn, man hatte viel zu viel Geld und somit einen Drucker mit der Möglichkeit, so ein Farbband mit rot-grün-blau-schwarz zu verwenden, dann gab es zumindest was ähnliches wie Farbe.

Nun begab es sich zu der Zeit, ungefähr gestern, als mir eine $Kundin diesen Panasonic-Drucker vor die Füße warf. Der würde demnächst ins Recycling gehen. Nach langem Ringen mit mir selber habe ich ihn dann bei mir in den Kofferraum geladen. Weil: Nach einem kurzen einmal in die Steckdose stecken konnte ich schon sehen, der Selbsttest läuft und ansonsten sind diese Geräte ja nur mäßig intelligent und dann sollte auch der Rest gehen.


Wie man auf den Fotos sehen kann, handelt es sich um einen Panasonic KX-P1123, einen 24-Nadler von irgendwann Ende der 1980er, Anfang der '90er. Und was kann sowas? Nunja, drucken. Dafür ist es da. Wie damals noch üblich, hat dieser Drucker einen ganzen Stall voller Blinkinlights, die man aber mehr oder weniger heutzutage komplett ignorieren kann: Alle modernen Betriebssysteme sprechen den Drucker im Grafik-Modus an, sodass die Auswahl irgendwelcher Schriftarten am Front-Panel entfällt. OK, es sei denn, man möchte ganz klassisch retro gehen und das Teil an einem alten DOS-Computer benutzen oder was ganz verrücktes machen, wie etwa der Anschluss an eine Linux/Unix-Box als Line-Printer/Terminal. :-D Aber so verrückt bin nicht mal ich! Gehen würde es aber durchaus. Bräuchte man aber vielleicht einen Stapel Endlospapier mit Traktorführung. Irgendwo im Keller habe ich sowas noch...

Wenn man das Netz nach der Bezeichnung durchsucht, findet man relativ schnell auch ein Review aus dem ST Magazin (das mir jetzt persönlich nichts sagt). Interessant zu lesen, was damals - 1990 - über dieses Gerät geschrieben wurde. Besonders süß finde ich ja, dass ihm eine "hervorragende Druckqualität" bescheinigt wurde. Oh, wie die Zeiten sich geändert haben! :-D Kurze Zeit später erschienen die ersten Tintendrucker und das war ein Meilenstein. Es gab damals zwar schon Laserdrucker, aber das waren Klötze von 20 Kilo oder mehr und kosteten gut das 5- bis 10-fache eines guten Nadeldruckers. Mal ganz vom Ozon und Feinstaub abgesehen, die diese Dinger damals noch ohne Scham in die Luft geblasen haben. Nein, ich kann das schon verstehen, dass der Nadeldrucker lange Zeit der Standard war. Mein Abizeugnis ist noch mit sowas ausgedruckt, und das war schließlich auch schon Mitte der 1990er.


Tja, und heute? Heute kriegt man bei eBay für das Gerät vielleicht noch 50 Euro, für einen schönen, gut erhaltenen (also nicht so vergilbten wie diesen hier) bestimmt auch noch etwas mehr. Und das, wo der damals (laut zitiertem Artikel oben) gut 750 Mark gekostet hat. Das ist heutzutage nach Inflation und Umrechnung etwa das Gleiche in Euro. Ich mein, stellt euch bitte vor, einen Drucker zu kaufen und dafür fast 800 Euro latzen zu müssen! Nein. Nein, nein. Das war deutlich vor der Zeit, als Drucker für unter 100 Euro zu kriegen waren, ein Set Tintenpatronen dann aber gleich auch noch mal 50 Euro kosteten. (Die Farbbänder für den Panasonic gibt es übrigens auch noch zu kaufen und kosten das Stück so 7 Euro, wenn man gleich 10 kauft nur 25. Damit kann man dann wahrscheinlich bis zum Untergang des Universum drucken, denn die Dinger gehen ja nicht kaputt, sondern trocknen höchstens irgendwann aus.)

Und wie sieht das so mit der Benutzung an einem modernen PC aus? Also, erst mal muss man einen finden, der noch den guten alten Parallelport hat. Es gibt allerdings auch USB-Adapter. Also, gab es. Gibt es sowas noch? Weil, braucht ja keine Sau mehr, grunz grunz. Ich habe hier einfach den guten alten Athlon 64 X2 von meiner Frau missbraucht, der hat noch native LPT-Unterstützung auf dem Motherboard. Anschließen, einschalten, Papier einspannen, blinkende Lichter ignorieren und den Drucker online schalten. Dann die Druckertreiber-Installation starten und feststellen: Treiber für Parallelport-Drucker müssen erst aus dem Internet nachgeladen werden. Macht Sinn, weil siehe oben, grunz grunz!



Zwischenzeitlich habe ich dann im Microsoft Windoof Catalogue nachgeschaut, da den Treiber runter geladen, aber der ist nur 32 Bit. Mööp, das Windows hier hat aber 64 Bit. Prost! Also weiter geforscht und festgestellt, dass es tatsächlich eine (offizielle?) Seite von Panasonic aus der Steinzeit gibt, die sagt, was man so ab Vista und 7 benutzen soll, wenn man so einen alten Drucker hat. Zum Glück reden die Dinger ja alle die eine oder andere alt bekannte Sprache, in diesem Fall ist das EPSON LQ. Hatte Panasonic/Matsushita was mit Epson zu tun? Egal, also einfach, nachdem das Windows endlich alle Treiber-Definitionen aus seinem Update-Katalog runter geladen hatte, einen Epson LQ Series 1 (80 Columns) ausgewählt. Und siehe da: Läuft!


Und der ist tatsächlich einigermaßen leise. Also, so im Vergleich. Ich meine jedenfalls, mein alter NEC Pinwriter P20, den ich damals hatte (und den ich hier auch mal vorstellen sollte) hat mehr Lärm gemacht. Oder ich bin einfach tauber geworden. Kann natürlich auch sein, ist ja schließlich schon ein paar Dekaden her! ;-)

Fazit: Schön, dass ich dieses Gerät vor dem Recycler retten konnte. Spätestens, wenn einer meiner Kunden ankommt, dass er dringend noch mal was mit Durchschlag drucken will, freue ich mich! (Ja, es gibt das heutzutage tatsächlich noch immer!) Nur, wo stell ich den jetzt bis dahin auch noch hin, mein Lager ist voll?! ;-)