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Schwarz-weiß und analog, Teil 10: Auf dem Dorf

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Als es auf die Mitte des März zu ging, da war Corona ja schon in aller Munde. (Klingt jetzt fast wie ein Wortspiel, ist aber gar nicht so albern gemeint.) Die Zeit der Selbstisolation war da und so bin ich öfter zu Fuß durch die Wälder und Felder in der Umgebung gewandert, die Kamera immer dabei. Der 15. März war besonders ergiebig, scheint es, denn hier möchte ich euch direkt fünf Bilder vorstellen. Allerdings sei gesagt: Da sind zwei dabei, die eher sch...lecht geworden sind, eines davon ein kompletter Fehlschuss. Aber den wollte ich euch nicht vorenthalten, denn auch Fehlschüsse geben interessante Auskünfte über die Eigenschaften des Filmmaterials. Mit einer Digitalkamera ist man viel zu sehr versucht, einfach die "Löschen"-Taste zu bedienen, und zack ist der peinliche Unfall, wenn man wieder aus Versehen an den Auslöser gekommen ist, als man die Kamera eigentlich gerade nur aus der Tasche ziehen wollte, wieder ungeschehen gemacht. Aber beim guten alten Film ist das nicht so leicht. Da kriegt man nachher sogar noch einen Abzug, den man auch noch bezahlen muss! ;-)

Aber von vorne: Ich bin an diesem Tag offensichtlich den Berg hoch nach Söven, allerdings auf einem anderen Weg als sonst. Unterwegs hatten es mir mehrere Dinge angetan. Zuerst einmal haben wir da ein Bild von der Kirche in Rott. Mit dem 200mm Nikkor habe ich diese recht weit ran holen können, aber trotzdem nicht den Kontext aus den Augen verloren; in diesem Fall handelt es sich um ein altes, blattloses Gestrüpp, das ins Bild ragt und dem Ganzen etwas Tiefe verpasst. (Bei solchen Bilden bin ich immer im Zweifel, ob ich diese Art von Kontext nicht eher einschränken sollte: Ich habe es ganz gerne, wenn das Bild durch sowas aufgelockert wird, etwas, was den Blick vom eigentlichen Motiv weg zieht; J hingegen sagt immer, ich sollte das weg lassen, das würde sie nur stören...) Bei f/8 und 1/2000s kann man übrigens mal wieder gut erahnen, wie hell es an diesem Tag war.


Schon wieder auf dem Rückweg vom Berg runter habe ich mir dann dieses Pferd vor die Linse geholt und mit dem 85mm Nikkor porträtiert. Auf diese Entfernung ist dieses leichte Tele ja doch noch ziemlich weit, aber gerade auch hier finde ich den Kontext sehr interessant: Die verknöcherten alten Bäume, der Unterstand am linken Rand, die Zaunpfähle, die in alle Richtungen zeigen... Eines meiner besseren Bilder auf dieser Filmrolle. Bei f/2,8 und 1/500s ist es etwa eine bis zwei Blenden überbelichtet, was aber kaum auffällt, dem Hintergrund aber eine ganz leichte (auf dem auf 1920 Breite herunter gerechneten Bild kaum auffallende) Unschärfe verleiht. Da hätte ich sicher noch auf f/2 runter gehen können, das hätte der Film wahrscheinlich auch noch verkraftet. Erstaunlich, was der ab kann. Wenn die in ihren Prospekt rein schreiben, dass man ihn mit ISO 50 bis 800 belichten kann, ohne an der Entwicklung was ändern zu müssen, scheint das tatsächlich zu stimmen.

Das nächste Bild ist praktisch aus der Hüfte geschossen und trotzdem bin ich sehr stolz darauf, denn ein paar Sekunden später wäre die Ziege weg gewesen. Die Blende war noch auf f/2,8 eingestellt und die Kamera hat sich das Schnellste, was sie kann, dazu ausgesucht: 1/2000s. Das Resultat: Die Hörner sind scharf, während der Körper nach hinten immer mehr ins Unscharfe tendiert. Der Kontrast ist ziemlich perfekt, der Hintergrund könnte etwas heller sein, aber für die Farbe des Rasens bin ich jetzt nun wirklich nicht zuständig. ;-) Ein schönes Bild, finde ich. Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, wäre ich noch in die Knie gegangen, um mehr Unschärfe in den Hintergrund zu bekommen; aber wie gesagt, kurz darauf meinte sie, über den Graben hüpfen zu müssen und zu ihren Kollegen weiter hinten auf der Weide zu verschwinden.


So, und zu guter Letzt kommen wir zu den beiden Bildern, die eher nicht so toll geworden sind. Nachdem ich das Objektiv gewechselt und das 50mm G Nikkor aufgeschraubt hatte, war ich gerade dabei, die Klammer, die den Blendensensorhebel halten soll, wenn ich mit diesem Objektiv ohne Blendenring fotografiere, als sich ein Schuss löste. Ich mein, ja, irgendwie hat es den Himmel schon versucht, korrekt zu belichten, hat es dann aber doch nicht so richtig geschafft. Die Kamera stand noch auf manuell, die Blende war demnach auf f/16 (dem Minimum, was dieses Objektiv kann), die Zeit stand vom letzten Schuss noch auf 1/2000s. Das ist selbst für den Himmel an einem solch hellen Tag wie damals etwas wenig Licht, ich schätze mal so 5 Blendenstufen zu wenig. Trotzdem kann man noch erstaunlich viel erkennen. Gut, ich habe auch viel nachbearbeitet. Das Histogramm von diesem Bild war nach dem Scan schon ziemlich weit im dunklen Bereich. Trotzdem erstaunlich, dass man so viel Struktur in den Wolken erkennen kann.


Das zweite ist dann schließlich das Bild, das ich eigentlich machen wollte: Die Magnolienblüten am Baum. Aber auch hier ist irgendwas schief gelaufen, es ist beinahe genau so unterbelichtet wie der Fehlschuss zuvor. Ich mein, ja, OK, der Himmel sieht gut aus, aber eigentlich wollte ich die Blüten sichtbar haben. Eingestellt hatte ich die Kamera auf 1/2000s Sekunde im Zeitautomatik-Modus, aber scheinbar war die Belichtungsmessung völlig überfordert. Ich kann es nicht mehr richtig nachvollziehen, aber es scheint, als habe die Automatik f/1,8 dazu gewählt. Was ein bisschen sehr weit offen ist.

Naja, aber wie gesagt, auch Fehlschläge sind lehrreich. Hier lerne ich zum Beispiel, sehr vorsichtig zu sein, wenn ich das 50mm G benutzte und alles noch zwei oder besser drei Mal zu checken, bevor ich auslöse. ;-)

Schwarz-weiß und analog, Teil 9: St. Augustin, Eitorf und noch mal Rheinauen

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Den heutigen Artikel mit analogen schwarz-weiß Fotos möchte ich in St. Augustin beginnen. Wir waren da, das weiß ich noch, aber ich weiß gar nicht mehr warum: Waren wir in der Shopping Mall nebenan vom Markt? Der 9. März war ein Montag, das kann also sein. Aber mit Sicherheit kann ich es nicht mehr sagen. (Interessanter Weise ist der Eintrag für den 9. tatsächlich vom 10. Sowas. Ts. ;-))

Wo ich mir aber ganz sicher bin, ist, dass wir auf dem Marktplatz Fotos gemacht haben. Da liefen noch einige Leute draußen rum, das war noch vor Corona. Kann man sich mittlerweile schon nicht mehr vorstellen. So ganz ohne Maske und Berührungsängste. Ich weiß auch noch, dass ich längere Zeit warten musste, bis das spielende Kleinkind mitsamt seiner Mutter aus diesem ersten Shot verschwunden war. Es handelt sich um eine Installation, würde ich das mal nennen, ein Wasserrad, das von einer "Quelle" angetrieben wird, die weiter oben in die Pflastersteine eingelassen ist. Ein Wasserspiel, sozusagen. Mit dem 20mm Nikkor musste ich mich fast auf den Rücken legen, um diese Perspektive zu bekommen. Aber sieht ganz ordentlich aus, finde ich.


Danach sind wir weiter ins grüne C gefahren, wo wir am Freibad geparkt hatten. Ob das da noch zu hatte wegen der Temperaturen, oder ob es schon zu hatte wegen Corona, das weiß ich nicht mehr. Die Temperaturen waren damals jedenfalls schon so, dass man sich durchaus auf der Liegewiese hätte aufhalten können. Man sieht es auch im Bild vom Styler Jesus, der seine Arme vor dem nur leicht bewölkten Himmel ausbreitet. Auch dieses Bild ist mit dem 20mm entstanden und ich habe halb im Busch gehangen, damit es so scheint, als würde er aus den Blättern empor wachsen.

(Wie Hell es war, kann man auch daran erkennen, dass ich beide Bilder auf f/4 abblenden musste, weil die F601 ja nur mit schnellstens 1/2000s belichten kann. Das sind Lichtverhältnisse, wie ich sie sonst nur von Strand und Dünen an einem lauen Sommertag gewöhnt bin. Ich bin ja ein Fan von offenen Blenden, kaum mal ein Foto, dass ich normalerweise jenseits von als f/2,8 mache; und da stößt dann auch meine D610 an ihre Grenzen, die schafft schnellstens 1/4000s. Wird wohl doch mal Zeit, aufzurüsten. Was können die Spiegellosen eigentlich heutzutage so?)

Danach habe ich die Kamera wohl ein paar Tage zu Hause liegen lassen, denn die nächsten Bilder sind erst wieder von unserem Ausflug nach Eitorf. Hier habe ich ein Bild von unter der Hauptstraße gemacht, die hier kurzzeitig auf Stelzen durch die Stadt führt. Passender Weise heißt dieser Teil auch "Hochstraße". Um das Gebäude - es handelt sich laut Google Maps um die Villa Gauhe - komplett drauf zu bekommen, habe ich das Sigma 28mm benutzt, das damals ja noch relativ neu in meiner Sammlung war. Wie man sieht, die blöde Straßenbrücke ragt natürlich oben links ins Bild, weil ich nicht näher ran gehen konnte, da ist ein Zaun im Weg.


Nachdem wir dann eine Runde durch den Hindenburg-Park gedreht hatten, haben wir die Siegseite gewechselt und uns auf der anderen Seite das Hochwasser genauer angeschaut. Hier bin ich wieder bodennah auf das 20mm gewechselt, um das Hochwasser in seiner ganzen Breite abzubilden sowie die tief stehende Sonne über der Brücke in den Hintergrund zu rücken. Trotzdem, dass ich hier auf f/11 abgeblendet hatte, mag das Objektiv hier keine Sternstrahlen um die Sonne zeichnen; stattdessen bekomme ich hier einen diagonalen Flare, der mir schon öfter aufgefallen ist. Ich frage mich, ob das an der leichten Beschädigung der hinteren Linse liegen mag? Und ich hab beim Bearbeiten eine Fussel übersehen, merke ich gerade. Ach, auch egal. Ist halt Film, da gehört das dazu! ;-) Ansich gefällt mir das Bild ganz gut, aber irgendwie fehlt der Komposition noch etwas. Der Pöller, der da in der Bildmitte direkt unter der Sonne mitten aus den Siegfluten auftaucht, gibt dem Ganzen doch nicht so viel Tiefe, wie ich gehofft hatte. Ansonsten trotzdem ein ganz nettes Foto, denke ich.

Zum Abschluss noch ein Bild, das wieder am Rhein entstanden ist. Eine Woche nach unserem letzten Besuch sind wir wieder auf der Beuler Seite durch den Park geschlichen und durch die Brombeeren hinweg fand ich den Posttower ganz witzig. Vor allem, wenn man ihn komplett in die Unschärfe abtauchen und stattdessen die Ranken richtig scharf heraus stechen lässt. Deswegen habe ich hier auch mal f/8 abgeblendet; dadurch ist der Tower um Hintergrund zwar weniger unscharf, als ich es mir wünschen würde, aber sämtliche Brombeerranken im Vordergrund, die schon einiges an Tiefe hatten, sind komplett scharf geworden.


Prinzipiell auch ein brauchbares Foto, doch hier stört mich die Belichtung etwas. Der Kontrast zwischen Vorder- und Hintergrund ist mir tatsächlich etwas zu krass ausgefallen. Die Blätter könnten ruhig etwas heller und strukturierter sein, man kann ja kaum noch Details erkennen. Dafür ist das Gebäude im Zentrum etwas sehr milchig. Kein Wunder, habe ich bei 1/500s ja gut zwei Blendenstufen überbrlichtet; was aber, wie gesagt, die Blätter nicht merklich heller hat werden lassen. Hier stößt dann selbst dieser in seiner Empfindlichkeit doch sehr breit aufgestellte Ilford-Film an seine technischen Grenzen.

Mit dem Umkehrring im Garten

Wie versprochen (angedroht?), habe ich mich heute mal, ausgerüstet mit dem auf den Umkehrring montierten Minolta-Objektiv, auf die Pirsch begeben und alles fotografiert, was nicht weglaufen kann. Also hauptsächlich Blumen und sowas. ;-) Das sind ja auch immer ganz dankbare Subjekte, denn im Allgemeinen bewegen sie sich wenig (der Wind hat nachgelassen), sie sehen in Makro-Aufnahmen durch die Größen-Verfremdung immer etwas krasser aus, als sie eigentlich sind, und außerdem machen Blumen gute Laune!


Wie man sieht, als erstes habe ich mir mal die verschiedenen Flieder, die hier im Garten gerade dabei sind, mit aller Macht aufzublühen, vorgeknöpft. Flieder ist ja immer hübsch und im Frühsommer (den wir den Temperaturen nach zu urteilen ja offensichtlich jetzt schon im April haben) sitzen die Schmetterlinge gerne drin rum und saugen Nektar. Dafür ist es jetzt noch etwas früh, aber wenn das so weiter geht, ist es bald schon so weit.

Die restlichen Bilder fallen unter die Kategorie "diverses blühendes Gemüse". Da ist zum Beispiel der Löwenzahn, der mittlerweile schon das Pusteblumen-Stadium erreicht hat:



Das Tränende Herz hat es mir auf Grund seiner Form ja besonders angetan. Ich frage mich immer wieder, was die Evolution dazu veranlasst haben könnte, eine solche Blütenform zu produzieren. Ich mein, wenn man die normalen Blätter der Pflanze anschaut, fragt man sich schon, wie das am gleichen Pinn wachsen kann. Also, ich zumindest. Aber ich denke ja auch immer zu viel nach...

Auch der Stempel der Tulpe ist hochinteressant, vor allem auf diese Entfernung und bei der Vergrößerung. Als könnte man jede Zelle einzeln erkennen. Und da die jetzt auch schon kurz vor dem Abblühen steht, kann man den Stempel gut seitlich fotografieren, ohne dass die Blütenblätter im Weg sind. OK, man könnte die auch einfach ab machen, aber so einer bin ich ja nicht. Ich versuche meine Fotos ja meist so zu machen, dass ich das Motiv selber so weit wie möglich verändere. (Gut, für Quantenverschränkungen kann ich jetzt nix! ;-))

Bei der Gelegenheit habe ich mal etwas über das Minolta-Objektiv nachgeforscht: Es handelt sich laut Beschriftung um das Minolta AF Zoom 28-80mm 1:3.5(22)-5.6 D und hat wohl einen A-Anschluss; daher ist es wahrscheinlich sogar mit den neuesten Sony-Kameras kompatibel, wenn ich das richtig verstanden habe. Laut der Wikipedia gab es verschiedene Versionen davon, die mit dem D scheint wohl die neueste zu sein.


Ich bin wirklich erstaunt, was das für farbechte Bilder macht. Ich würde das wirklich zu gerne mal für "richtige" Fotos verwenden. Mal sehen, muss wohl doch mal in zwei Batterien für die Dynax 5 investieren und dann einen von den billigen Schwarzweiß-Filmen da rein tun, die heute, nach einer Woche in irgendeinem Postverteilzentrum bei Berlin, endlich angekommen sind! Blöd ist, dass es so viele verschiedene Adapter von Nikon -> Sony gibt, aber keinen in die andere Richtung. Jedenfalls habe ich noch immer keinen finden können.

PS (2. Mai 2020): Mittlerweile einen - also, genau einen - gefunden, kostet 30 Euro, ist mir erstmal zu teuer.

Schwarz-weiß und analog, Teil 8: Vom Vorgarten nach Bonn

Zu den vorherigen analogen Schwarzweiß-Artikeln geht es hier lang.

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Heute beginne ich eine neue Serie von Artikeln, die ich mit analogen Schwarzweiß-Fotos füllen werden. Vor einiger Zeit, so kurz vor dem neuen Jahr, hatte ich ja eine alte Nikon F601 gekauft, um das Sucherdisplay aus- und in meine einzubauen. Stattdessen habe ich während des März und Anfang April genau diese 1€-Kamera benutzt, um einen weiteren Ilford XP2 400 zu belichten. Das Ergebnis kommt jetzt.

Anfangen möchte ich vor der eignen Haustür. Ich habe die Kamera ja "auf dem Trockenen" auf Herz und Nieren getestet, bevor ich den Film geladen habe. Und natürlich habe ich mich nicht dran erinnert, dass die Kamera nur dann den Film richtig einzieht, wenn sie vorher zurück gespult wurde. Das gilt auch für eine leere Kamera, die man einfach nur ein paar Mal ausgelöst habe, um die Belichtungszeiten und Blendeneinstellungen zu testen. Deswegen fangen meine Bilder mit "Nummer 6" an! ;-) Also eigentlich, weil ich doof bin!

Daraus resultierend habe ich das erste Bild einfach mal so verschossen, ohne groß nach einem Motiv zu suchen. Dafür standen die Osterglocken auf dem Katzengrab parat. Und erstaunlicherweise habe ich so sogar ein halbes Foto bekommen, das ich eigentlich gar nicht erwartet hatte.


Und weil ich eigentlich auch nicht damit gerechnet hatte, dass das zweite Bild was wird, habe ich gleich nebenan noch den Rhododendron abgelichtet. Jetzt nicht spannend, aber beides gute Beispiele dafür, wir scharf das Nikkor 85mm mit der alten Analog-Kamera arbeitet: Wenn ich doch nur einen besseren Scanner hätte, könnte ich noch viel, viel mehr aus dem Film raus holen. Ich habe dieses Mal das volle Maximum dessen, was der Scanner ausgeben kann, benutzt: 3200x6400 dpi kann er, deshalb habe ich 6400 dpi eingestellt; ein Filmstreifen ist also fast 37.000 x 6.500 Pixel groß. Das geht meinem alten Desktop schon sehr ans Eingemachte! Vor allem, weil ich nachher auf 1920x1280 herunter gerechnet habe. Also totaler Overkill. Aber in der Einstellung bekomme tatsächlich fast die angegebenen 3200 dpi raus, die auf der Scanner-Verpackung drauf stehen.

Wie auch immer, an diesem Tag, damals am 7. März, sind wir nachher noch nach Bonn gefahren und haben und ein wenig am Rhein rum getrieben. Da ging das mit dem ganzen Corona-Gedöns ja schon los, also haben wir da viel Abstand halten können. Und so ist hier auch noch ein Fotos entstanden, bevor es in die Stadt weiter ging.


Hier konnte ich mal mit dem 200mm AI experimentieren: Der Posttower und der Lange Eugen auf der anderen Rheinseite boten sich an. (Wer sich übrigens wundert, dass die Bilder alle etwas schief sind: Ich bin nur bedingt Schuld, der Plastikrahmen, in den man die Negative einspannt, lag am Scan-Tag irgendwie immer schief. Und ich war zu faul, alle Bilder zu drehen, vor allem, weil dabei etwas Qualität verloren geht. OK, sooo viel Qualität findet man in meinen Bildern ja meist eh nicht, aber...) ;-)

Danach waren wir noch in Bonn, weil es ja auch der Trekdinner-Tag war. Oh, das war das letzte Trekdinner vor der Krise. Verdammt, jetzt vermisse ich die anderen Nerds. (Das Foto vom Jörg habe ich übrigens aussortiert, der hätte zwar wahrscheinlich nichts dagegen, hier zu erscheinen, aber das Bild ist im Tacos doch sehr unterbelichtet raus gekommen.) Am Rhein habe ich jedenfalls noch das Fahrrad abgelichtet, das dort am Hochwasser angekettet war:


Das Rad ist mit dem Sigma 28mm entstanden. Auch dieses Objektiv funktioniert hervorragend, was aber auch nicht zu verwunderlich ist: Alle Objektive außer meinen 50mm G sind schließlich aus ungefähr der gleichen Zeit wie die F601, nämlich Anfang der 1990er.

Und auch den Bär in der Bonner Innenstadt ließ sich hervorragend mit dem 1970er Jahre 200mm AI fotografieren. Hier habe ich zum ersten Mal die Dynamik des Ilford-Films testen wollen, denn dieses Foto ist eigentlich um eine Blende unterbelichtet. In der Seitengasse ist es schon sehr dunkel gewesen und da ich nicht zu sehr verwackeln wollte, habe ich einfach manuell eine Blende drauf gelegt. Sieht sehr gut aus, finde ich. Das Filmmaterial kann also wie versprochen auch gut damit umgehen, wenn man ihm etwas weniger Licht zukommen lässt, als er eigentlich möchte.

Fazit vom ersten Tag: Als ich den Film zurück bekommen und mir die Abzüge angeschaut habe (auf Grund von Corona musste er leider in ein Großlabor und die machen scheinbar immer Abzüge, heutzutage, und dann auch noch auf Farbpapier, sodass sie alle etwas gelb-stichig sind), war ich schon sehr erstaunt, wie gut die Bilder geworden sind.

Mutters alte Bella

Als ich letztens noch mal bei der Mutter war, um für sie einkaufen zu gehen - ja, wir leben noch immer in Corona-Zeiten -, habe ich einen weiteren Blick in den Keller gewagt. Ich wollte mir nämlich noch mal ihre allererste eigene Kamera angucken: Eine Belora Bella. Das gute Stück stammt aus den späten 1950er Jahren und nimmt ebenfalls Filme im Format 127 (der im deutschen Teil des Handbuchs, das ich im Internet gefunden habe, übrigens als "A 8" bezeichnet wird). Das war damals noch mal richtig modern, kurz bevor sich 35mm so richtig durchgesetzt haben. Allerdings, im Gegensatz zur Yashica, die ich gestern vorgestellt habe, macht die Bella 4 x 6,5 cm Negative. (...oder natürlich auch Positive, wenn man Dia-Filme verwendet.)

Die Mutter erzählt immer, dass sie die Kamrera damals von meinen Großeltern geschenkt bekommen hat, als sie nach Borkum gefahren ist. Somit hat sie also auch einen emotionalen Wert für sie, weshalb ich auch hoch und heilig versprechen musste, sie gut zu behandeln und vor allem auch wieder mit zu bringen, wenn ich damit fertig bin! ;-) Aber ich finde die einfach aufgrund ihrer Einfachheit so faszinierend, dass ich sie mir jetzt mal genauer vornehmen musste. (Dazu später mehr.) Und wenn ich ihr dann vielleicht auch noch Bilder präsentieren kann, die ich mit ihrer Kamera gemacht habe, ist das vielleicht auch noch mal etwas Besonderes. Hoffe ich mal.

Aber jetzt erst mal drei Fotos: Wie man sieht, ich habe spannende Sachen vor. Deswegen habe ich die Aufnahmespule (die Glücklicherweise noch vorhanden war; ich habe trotzdem eine von denen genommen, die ich von T bekommen habe) schon mal etwas modifiziert und das Fensterchen für die Foto-Nummer auf der 127-Film-Rückseite schon mal mit einem Taschentuchstück gestopft und dann mit Isoband abgeklebt. Denn sobald die nächste Lieferung ankommt, werde ich den billigsten 35mm Film, den ich bekommen konnte, da rein stecken und mal ein paar Testbilder machen. (Die verbogenen Büroklammern an der Spule sollen einerseits dafür sorgen, dass der Film einigermaßen gerade aufgewickelt wird, damit er nicht allzu schief belichtet wird - dafür die gelbe und die orange -, sowie dafür, dass er sich auch fest auf die Spule wickelt, denn die Andruck-Klammer, die in der Kamera vorhanden ist, ist natürlich auf den viel dickeren, mit Papierrückseite versehenen 127er Filme ausgelegt.)


Wenn es dann so weit ist, bin ich echt gespannt, was dabei raus kommt. Denn: Es gibt genau zwei Blenden-Einstellungen, f/8 und f/11. Letztere ist einfach als Klappmechanismus ausgeführt, ein Metallblech mit minimal kleinerem Loch, das vor die eigentliche Blende geschoben wird. Außerdem gibt es auch nur zwei Belichtungszeiten: 1/50s und 1/100s. (Naja, und "B" für Dauerbelichtungen, aber ich hatte jetzt nicht vor, mit einem Stativ und einer Stoppuhr im Dunklen Bilder zu machen. Obwohl... ;-))

Zwei Blenden und zwei Zeiten ergeben zusammen vier Kombinationen: Die hellste wäre f/8 bei 1/50s, was für Innenräume selbst mit einem 800er-Film gewagt wäre, aber gerade noch so ginge; die dunkelste ist 1/100s bei f/11, was für Fotos im strahlenden Sonnenschein (so wie gestern, als ich die Fotos da oben gemacht habe) und einem 100er Film ziemlich okay wäre. Bleiben noch f/11 bei 1/50s und f/8 bei 1/100s, die vor allem von der Belichtung her mehr oder weniger gleichwertig wären, also sind es eigentlich nur drei Kombinationen, aber so genau nehme ich das heute mal nicht. ;-)

Ach ja, und die Linse ist etwas trübe, da hat sich von innen irgendein Schlier abgesetzt in den letzten 60 Jahren. Es sieht nicht wie Fungus aus, sondern eher wie einsetzende Linsenseperation. Wenn die den gleichen Kleber verwendet haben wie am Rest der Kamera, durchaus möglich, der ist auch in den letzten 60 Jahren nicht besonders gut gealtert. Aber vielleicht ist es auch einfach nur Dreck Patina. Von hinten komm ich an die Linse ja nicht ran, um das genauer zu inspizieren, man kann das Objektiv ja nicht abnehmen.

All dies zusammen sind die Gründe, weshalb ich erstmal keinen teuren 127er Film verbraten will - die kosten ab 11€ aufwärts für dann 8 Bilder. (Daher wahrscheinlich die 8 in der Filmbezeichnung.) Ein billiger 35mm-Film tut da nicht so weh, der kostet keine 4€, selbst mit Versand. Und ich muss auch niemanden suchen, der mir so ein seltsames Format wie 127 überhaupt entwickelt! (Allerdings fallen Großlabore wahrscheinlich weg, weil die vollautomatischen Maschinen wahrscheinlich einen Herzinfarkt kriegen, wenn sie 6,5 cm lange und dann auch noch über die gesamte Breite von 3,5cm (insbesondere noch die Transportlöcher hinaus) belichtete Fotos auf dem Film finden. ;-) Aus dem Grund würde ich ihn dann auch gerne selber schneiden.)

Als zusätzliche Herausforderung muss ich das Filmtransporträdchen immer vollständig nach Gefühl vorwärts drehen. Zweieinhalb Rotationen sollte nach meinen Messungen gerade genug sein. Hoffe ich. Mal sehen. Ich habe schon mal in weiser Voraussicht eine Markierung mit Edding angebracht. (Ja, das geht auch wieder ab, zB mit einem Radiergummi.) Apropos Herausforderungen, am Ende nicht vergessen: Wenn der Film dann fertig belichtet auf der Spule aufgewickelt ist, kann ich ihn nicht in der Kamera zurück spulen. Dann muss ich also im Heizungskeller die Beleuchtung der Heizung abdecken und in der resultierenden absoluter Dunkelheit (am Besten noch mit den Händen in einem dunklen Sack) die Rückseite der Kamera öffnen und den Film händisch wieder zurück in die 135er Patrone drehen. Ohne ihn zu viel anzugrabbeln und/oder mit den gebogenen Klammern zu verkratzen. Heißa, da freu' ich mich schon drauf! ;-)

Fazit: Ein faszinierendes Stück Zeitgeschichte! Ich hoffe, sie funktioniert noch!

PS: In dem gleichen Betriebsanleitungsscan habe ich übrigens dann noch heraus gefunden, dass die Firma Bilora ihren Sitz und ihre Produktionsstätte in Radevormwald hatte. Das ist ja nur einen Steinwurf von Remscheid entfernt. Es ist also durchaus möglich, dass die Großeltern damals schon das heute so beliebte "buy local" angewandt haben und die Mutter genau deswegen dieses spannende Stück Technik geschenkt bekam. Und was noch erschreckender ist, die Firma gibt es heute noch. Zwar bauen die seit 1975 keine Kameras mehr, aber Name und Produktionsort haben sich trotzdem gehalten. Erstaunlich. Und der Firmensitz (wahrscheinlich ist die Verwaltung gemeint) ist laut Wikipedia jetzt direkt in Remscheid. Noch erstaunlicher. ;-)