Schwarz-weiß und analog, Teil 102: Des Kunden Canon EOS 10s, Teil 2
Film: Fomapan 400 #2, Kamera: Canon EOS 10s, Mai 2021
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Heute der zweite Teil meines Tests der Canon EOS 10s. Alle Bilder wurden mit dem Canon Zoom Lens EF 75-300mm 1:4-5.6 III USM gemacht, dem anderen der beiden Zoom-Objektive. Um ungefähr ähnliche Verhältnisse zu haben, bin ich zu dieser kleinen Expedition am Folgetag zur gleichen Uhrzeit aufgebrochen. Das Wetter war ähnlich, vielleicht etwas sonniger, aber doch vergleichbar. Die angegebenen Werte sind wie immer das, was die Kamera mir kurz vor dem Auslösen angezeigt hat und ich mir aufgeschrieben habe; gerade die Blende ist bei Zooms mit variablen Blendenzahlen aber wie immer mit Vorsicht zu genießen.)
Das erste Bild ist mal wieder einer der diversen Jesuse, die hier überall herum hängen; diesen speziellen findet man an der Straße, die vom Autobahnende nach Warth herunter führt. (ca 90mm, Av, 1/1000s, f/4.) Das Kreuz und die Blätter drumherum sind sehr schön scharf, trotz der Offenblende, und auch an den Rändern und Ecken sieht alles OK aus. Die Unschärfe im Hintergrund ist auf diese Entfernung - nahe an der Minimaldistanz - auch durchaus brauchbar. Insgesamt ein sehr stimmungsvolles Bild, das mir recht gut gefällt. Die Qualität dieses Objektivs ist also schon beim ersten Test durchaus bemerkenswert.
Als zweites haben wir hier das Autobahn-Wegweiser-Schild von der Rückseite, gesehen von der Bus-Brücke hinter der Gesamtschule aus. (300mm, Av, 1/2000s, f/8.) Wie man an den Daten sehen kann, hat hier voll die Sonne drauf geballert und das Pentagram, was eigentlich meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, ist fast gar nicht zu erkennen. Gelb ist ja immer eine schwierige Farbe in s/w. Die vielen gerade Linien hinterlassen bei mir allerdings einen leichten Pincushion-Effekt: Zu den Rändern biegen sich die LInien nach außen durch. Zuerst habe ich das ja auf meinen Knick in der Optik und die entsprechenden Brillengläser zurück geführt, aber ich habs dann mal mit dem Zentimetermaß im Vollbildmodus nachgemessen und das ist doch schon eine deutliche Biegung. In "normalen" Szenen wird der Effekt weniger auffallen, aber hier kommt er tatsächlich seht sichtbar rüber. Von der Schärfe her ist alles OK, auch an den Rändern. Natürlich hilft es, dass ich auf f/8 abgeblendet habe.
Hinterm Industriegebiet habe ich dann noch die riesige Yucca ins Visier genommen, die direkt vor der weißen Wand stand, die ebenfalls kräftig hell angestrahlt war. (ca 80mm, P, 1/750s, f/11) Hier wollte ich hauptsächlich testen, was die Automatik mit einer solch ungleich verteilten Helligkeit macht: Strahlend weiß im Hintergrund, während das eigentliche Motiv eher dunkel ist und an den Blattunterseiten sogar tiefen Schatten aufweist. Muss sagen, die Belichtung, die das Teil hier gewählt hat, ist durchaus OK. Durch f/11 hat man die Betonplatten im Hintergrund noch so scharf, dass man einzelne Details erkennen kann, gleichzeitig scheint aber noch keine nennenswerte Beugung einzusetzen, die das Vordergrundmotiv weicher erscheinen ließe - zumindest nicht soweit, dass ich das bei dem eh etwas weicheren ISO 400 Film wahrnehmen könnte. Da müsste man den gleichen Test mal mit einer hochauflösenden Digitalen machen. So ist das Bild erstaunlich gut geworden, dafür dass die Yucca selber ja nicht so spannend ist und im Hintergrund ja auch nicht viel passiert.
Von der Industrie bin ich dann ins Siegtal herunter gefahren, wo ich als erstes mal wieder Vögel zu sehen bekommen habe, zum Beispiel diese Raben - perfekt für ein langbrennweitiges Zoom. (300mm, P, 1/750s, f/8.) Auch hier habe ich auf den Programm-Modus vertraut, der die Szene auch relativ brauchbar belichtet hat. Der fliegende Rabe glitzert toll in der Sonne, der sitzende hingegen ist praktisch nur als Silhouette zu erkennen.Persönlich hätte ich vielleicht versucht, den Hintergrund etwas unschärfer zu bekommen - wobei ich den Eindruck habe, dass der Schärfebereich dieses Objektives insgesamt etwas größer ist als bei dem anderen. Bildtechnisch stört mich das große weiße Haus im Hintergrund, aber das wäre schwer gewesen, das vorher abzureißen!
Die beiden Störche in den Siegauen sind leider etwas kontrastarm geraten. (300mm, P, 1/750s, f/6,7.) Da hat die Belichtungsautomatik zu viel Wert auf einen Ausgleich zwischen Wiese und Wald gelegt und die Vögel praktisch völlig übersehen. Ein bis zwei Blenden weniger wären hier wohl angebracht gewesen. Aber es musste schnell gehen, die beiden waren dabei, hinter dem Hügel zu verschwinden. Leider kein gutes Bild.
Die Gänse hingegen saßen viel näher, sind ansich schon viel kontrastreicher, und ich hatte mehr Zeit und Geduld, die genauer einzumessen. (300mm, Av, 1/1500s, f/5,6.) Habe hier die maximal mögliche Blendenöffnung gewählt und trotzdem hält sich die Unschärfe im Hintergrund doch sehr in Grenzen - selbst bei dieser mittleren Entfernung ist also nicht viel mit Bokeh, trotz der langen Brennweite. Nichtsdestotrotz aber trotzdem ein ganz brauchbares Foto.
Wo wir gerade von Bokeh sprechen: Ich habe dann mal die Gänseblümchen am Wegesrand mit genommen - bei Minimaldistanz und mittlerem Zoom. (ca 180mm, Av, 1/500s, f/5,6.) Auf die Entfernung habe ich um ca. eine halbe Blende abgeblendet, damit die Blümchen scharf sind, was aber möglicherweise gar nicht nötig gewesen wäre: Außer dem vordersten und dem ganz hinten, das sich so im Gras versteckt, sind sie alle scharf. Der Schärfebereich dieses Objektives ist also wirklich etwas größer als beim 70-210. Die Belichtung ist auch einigermaßen OK, die Blüten kommen gut gegen den dunklen Hintergrund raus. Insgesamt also ein gelungenes Experiment.
Von dieser Stelle hat man zudem bereits einen guten Blick auf die Burgtürme von Stadt Blankenberg, die ich als nächstes aufs Korn genommen habe. (300mm, Av, 1/4000s, f/4,5 - irgendeine dieser Angaben stimmt nicht: Bei 300mm sollten das f/5,6 mindestens sein. Habe ich mich auf dem Handy mal wieder vertippt, left-shift um eine Taste? Wäre nicht das erste Mal.) Insgesamt ist dieses Bild etwas überbelichtet, die Wolken gerade noch zu erkennen, der Wald ist etwas hell - hat die Automatik hier die Bäume am unteren Rand als Referenz genommen? Die Schärfe ist gut, die einzelnen Blätter am Baum in der Bildmitte sind (im Original-Scan) gerade noch erahnbar und vermischen sich mit dem Filmkorn.
Die Rundviecher, die unter der Tränke etwas Schatten suchen, waren dann meine nächsten Opfer. (ca 135mm, Tv, 1/500s, f/6,7.) Habe hier noch mal die Zeitautomatik gewählt, einfach um zu testen, was die so macht. Auf diese Entfernung und bei dieser Brennweite ist das ganze Bild praktisch überall scharf. Ist vielleicht nicht unbedingt das, was ich will, aber gut geeignet, um in dieser gerne für Portraits genutzten Brennweite nach Fehlern an den Rändern zu suchen. Da sind allerdings kaum welche: Ränder und Ecken sind praktisch genau so scharf wie der Rest vom Bild und es gibt auch keine Verzerrungen, die ich auf dem Film erkennen könnte.
Das halb rasierte Pferd mit der Bachstelze auf dem Zaunpfahl habe ich bei ähnlichen Bedingungen - Licht, Entfernung, Brennweite - gemacht, aber es kommt direkt ganz anders rüber und gefällt mir deutlich besser. (ca 150mm, Av, 1/1000s, f/5,6.) Richtig gutes Bild, vielleicht das Beste auf der Filmrolle, zumindest was Viehzeugs angeht. Blende weiter offen erzeugt zumindest hier im offeneren Gelände auch gleich zumindest einen Ansatz von Bokeh. Den Moment habe ich auch ziemlich perfekt abgepasst, sowohl Pferd als auch Vogel schauen gerade zu mir rüber. Tolles Bild, das man sich auch als Poster an die Wand hängen könnte, wenn man auf Pferde steht!
Und dann begegneten mir diese beiden Schwäne an der Sieg. (300mm, Av, 1/750s, f/5,6.) Obwohl das Bild theoretisch korrekt belichtet ist, hat es praktisch doch die Vögel total überbelichtet. Außerdem gucken die Mistviecher natürlich genau in dem Moment weg oder stecken den Kopf unter Wasser, wenn ich abdrücke! Also eigentlich wie immer! Schwamm drüber, ich will ja auch eigentlich was über das Objektiv erfahren. Was ich hier aus diesem Bild - wie auch aus denen davor, die ich bei 300mm gemacht habe - lese: Ja, das Objektiv kann Bilder bei der maximalen Brennweite machen; es lohnt sich in vielen Fällen aber nicht wirklich. Ich habe den Eindruck, ab ca 200 bis 250mm verliert es ein bisschen an Charakter, die Bilder sehen meist einfach langweilig aus. Schärfe ist weiterhin gut, Kontrast ist auch OK, auch der Pincushion-Effekt, den ich ganz am Anfang vorgeführt habe, fällt in "normalen" Bildern nicht auf, aber irgendwas fehlt. Ist es die Unschärfe, die ich in meinen Bilder immer versuche, in den Hintergrund zu bekommen? Ich kann es nicht wirklich an irgendwas fest machen, aber Bilder bei kürzeren Brennweiten gefallen mir sehr viel Besser.
Oder liegt es einzig an der automatischen Belichtung, die nicht genau weiß, was sie tun soll? Das Schloss Allner ist nämlich ziemlich gut gelungen! (300mm, P-verschoben, 1/1000s, f/9,5.) Das Bild hat auch etwas, was ich bei den anderen mit dieser Brennweite bisher vermisst hatte, etwas, was ich nicht wirklich in Worte fassen kann. Vielleicht liegt es ja auch einfach am Fotografen, der mit diesen Brennweiten nicht umgehen kann... Ich bin ja immer bereit, was Neues zu lernen und zuzugeben, dass ich nicht perfekt bin, aber ich weiß echt nicht, woran es liegt.
Trotzdem: Kürzere Brennweiten gefallen mir im Allgemeinen besser; so auch bei diesem Motorrad, dass ich auf dem Weg zurück noch kurz erwischt habe. (ca 85mm, Av, 1/3000s, f/4.) Trotz Offenblende ist hier wieder nicht viel mit Unschärfe; OK, das Haus ist auch sehr nah und ein Zoom ist auch nicht mit einer Festbrennweite mit vierfacher Maximalöffnung zu vergleichen. Von daher sage ich mal: Ganz passabel. Hätte etwas weiter nach links zielen müssen.
Wir hatten diese Jahr viele Schnecken, vor allem auch immer wieder diese Prachtexemplare! (300mm, Av, 1/750s, f/11.) Bei Nahaufnahmen am unteren Ende der Fokusskala bekommt man dann auch endlich mal etwas Unschärfe ins Bild. die 300mm funktionieren hier auch ganz gut, besser als auf so manchem anderen Foto, das ich damit gemacht habe. Die Belichtung ist mir persönlich etwas zu hell geraten, könnte gerne noch eine Blende dunkler sein, um die Highlights auf dem Schneckenhaus und -Fuß deutlicher abzusetzen, aber davon weiß die Automatik wahrscheinlich nichts. Insgesamt ein gutes Bild, für das es sich gelohnt hat, sich mal wieder auf den Boden zu werfen!
Um noch ein Bild zu verschwenden, habe ich dann noch dieses Stillleben mit Feuerlöscher und Farbeimer gemacht. (75mm, P, 1/125s, f/5,6.) Ist ganz interessant geworden und man bekommt einen Eindruck von der Abbildungsleistung am unteren Ende des Zoom-Bereichs. Die Ecken sind kaum abgeschattet, obwohl ich den nur um eine Blendenstufe abgeblendeten Vorschlag der Programmautomatik einfach so akzeptiert habe. Auch sind keine Verzerrungen oder sonstige Unschärfen in den Ecken vorhanden. Das Objektiv macht also auch hier einen brauchbaren Eindruck.
Da ich den Film während der kleinen Fahrradtour nicht ganz voll bekommen hatte, folgen jetzt noch vier Bilder, die ich am nächsten Tag beim Spaziergang verschossen habe. Zuerst haben wir da die Sohle eines verloren gegangenen Schuhs, mitten im Matsch auf dem Feldweg ins Nichts. (75mm, Av, 1/1000s, f/5,6.) Nicht ganz einfach, direkt nach unten zu fotografieren, wenn die Minimaldistanz 1,50m beträgt! Aber sieht alles eigentlich ganz brauchbar aus: Wieder keine Abschattungen an den Ecken, die Ränder sind genau so scharf wie die Mitte, nur ganz leichte Verzerrungen in der linken oberen Ecke.
Dann noch ein etwas künstlerisches Bild: Das Korn auf dem Feld. (ca 150mm, Av, 1/2000s, f/4,5.) Dieses Foto habe ich hauptsächlich als Bokeh-Test gemacht. Auf diese relativ nahe Distanz und bei offener Blende erhält man tatsächlich recht viel davon. Trotzdem bleibt das eigentlich anvisierte Ziel gut scharf - in diesem Fall die Mohnblume ziemlich mittig. Das Gewusel aus einzelnen Halmen und Grannen wirkt auch nicht zu unruhig. Wie gesagt: Bei kurzen und mittleren Brennweiten gefällt mir dieses Objektiv eigentlich ganz gut.
Die Kuh habe ich dann als Portrait-Test gemacht, da mir ein menschliches Opfer mal wieder gefehlt hat. (ca 120mm, Av, 1/1000s, f/5,6.) Auch hier komme ich zu dem Ergebnis: Mittlere Brennweiten, weite Blende, alles gut. Das Objektiv scheint auf diesen Bereich optimiert zu sein, in dem man normalerweise Personen fotografiert.
Und zu guter Letzt: Der schlafende Kater! (ca 200mm, P mit Blitz, 1/60s, f/4,5.) Ganz am Ende fiel mir ein: Du musst auch mal den eingebauten Blitz testen! Ohne Film hatte ich ja schon probiert, ob der überhaupt zündet. Aber ob tatsächlich auch ein Bild dabei rum kommt, weiß man nur, wenn man die Kamera auch lädt. Was soll ich sagen: Passt! Der Blitz ist sogar relativ ausgewogen und gibt dem Foto nicht zu viel Licht. Manche ein eingebauter Blitz übertreibt es ja gerne mal.
Fazit: Es nervt etwas, dass die Kamera immer wieder auf die Standard-Zeiten und -Blenden zurück springt, wenn man das Programm wechselt, statt sich zu merken, was man zuletzt benutzt hat. Außerdem ist sie sehr leicht und platsik-lastig, sowie teilweise von fragwürdiger Qualität - z.B. Öl auf den Lamellen des Verschlusses, was ich bisher bei noch keiner anderen Kamera, wie alt auch immer sie gewesen sein mag, gesehen habe. Andererseits hat sie einige innere Werte: Gute, solide Belichtungsmessung, die eigentlich immer hervorragende Fotos produziert hat. Der Autofokus sitzt meist zu 100% an der richtigen Stelle und ist durch die in die Objektive eingebauten Motoren sehr fix und leise. Mein einziges Problem: Die Kamera aber bald 30 Jahre alt und man weiß nicht, wie lange die Elektronik noch lebt oder ob der Verschluss nicht irgendwann endgültig zusammen pappt.
Zum Glas: Beide Objektive machen sehr anständige Bilder. Allerdings fehlt mir beim EOS-System grundsätzlich der Blendenring. Warum die Kamera-Hersteller den alle mit den Jahren weg rationalisiert haben, ist mir ein Rätsel. Canon ist da ja nicht alleine. Spart man da wirklich so viel Geld? Die Bilder des kleineren 70-210 haben mir grundsätzlich etwas besser gefallen. Das soll nicht heißen, dass das große schlechte Fotos macht. Ich habe auch lange nicht mehr mit so langen Brennweiten, dazu an einem Zoom, gearbeitet, was eine gewisse Eingewöhnung meinerseits bedingt hat.
Insgesamt: Ein solides System, das man heutzutage bei eBay recht günstig bekommen kann und sowohl für den Einsteiger - durch die vorhandene Vollautomatik - wie auch den Fortgeschrittenen - weil im Zweifel auch alles manuell zu regeln ist - geeignet scheint. Hier liegt dann aber auch das größte Problem, das man hat, wenn man sowas los werden möchte, so wie mein Kunde: Obwohl die Preise für analoge Kameras und Objektive in den letzten Jahren spürbar angezogen haben, ist diese doch noch etwas neu und hat dementsprechend nicht den nötigen Retro-Charm. Zudem ist die EOS 10 ja eher untere Mittel- bis obere Einsteigerklasse, was den Preis nochmal etwas drückt. Nicht zuletzt gibt es diese Teile auch noch wie Sand am Meer, sie sind also nichts Besonderes, mit dem man jetzt bei seinen Hipster-Freunden angeben könnte. Das Einzige, was diese Kamera hervorhebt, ist das kleine s am Namen, was bedeutet, dass es sich im das amerikanische Modell handelt, das in Europa zumindest etwas seltener ist. Das hebt den Preis auf etwa 50 Euro für das Body an. Die Objektive sind beide ebenfalls nicht selten und werden in einer ab-1-Euro-Auktion wahrscheinlich ähnliche Preise erzielen. Das Set liegt also bei 150 Euro, denke ich mal.
Das fehlende Interesse für diese Kameras ist eigentlich etwas schade, denn sie sind durchaus heute noch konkurrenzfähig. Das Modell, das ich hier getestet habe, ist eigentlich immer gut behandelt worden - zumindest sehe ich keine auffälligen Beschädigungen - und sollte, so keine unvorhergesehenen Ereignisse eintreten, auch noch weitere 20 Jahre funktionieren. 135er-Film wird wohl eher nicht aussterben, so wie andere, exotischere Sorten, sodass man, wenn man die '90er noch mal selber erleben möchte, hier auch auf der sicheren Seite ist. Der Funktionsumfang dieser Kameras ist völlig ausreichend bis teilweise sogar sehr gut: 1/4000s ist verdammt schnell; das einzige, was mir wie immer fehlt, ist die Abblendtaste. Und vielleicht ist man ja sowieso ein Canon-Fotograf und hat moderne, digitale Objektive zur Hand, die man hier - soweit ich weiß - auch verwenden kann, so wie ich es mit meinen Nikkoren auf der etwa gleich alten und ähnlich positionierten F601 mache. (Da funktionieren die modernsten allerdings wegen des fehlenden Blendenrings nicht - dafür müsste ich dann die F50 nehmen, die aber eher im unteren Segment zu finden war.)
Das Alles klingt jetzt so, als wollte ich den Preis etwas hoch treiben, damit wir mehr Geld dafür bekommen, aber das ist tatsächlich meine Meinung! Diese 1990er-SLRS sind alle noch etwas unterbewertet, für das was sie können. Vielleicht ändert sich das in 5 oder 10 Jahren - die Mechanischen aus den 70ern sind schließlich auch irgendwann plötzlich teuer geworden!
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Heute der zweite Teil meines Tests der Canon EOS 10s. Alle Bilder wurden mit dem Canon Zoom Lens EF 75-300mm 1:4-5.6 III USM gemacht, dem anderen der beiden Zoom-Objektive. Um ungefähr ähnliche Verhältnisse zu haben, bin ich zu dieser kleinen Expedition am Folgetag zur gleichen Uhrzeit aufgebrochen. Das Wetter war ähnlich, vielleicht etwas sonniger, aber doch vergleichbar. Die angegebenen Werte sind wie immer das, was die Kamera mir kurz vor dem Auslösen angezeigt hat und ich mir aufgeschrieben habe; gerade die Blende ist bei Zooms mit variablen Blendenzahlen aber wie immer mit Vorsicht zu genießen.)
Das erste Bild ist mal wieder einer der diversen Jesuse, die hier überall herum hängen; diesen speziellen findet man an der Straße, die vom Autobahnende nach Warth herunter führt. (ca 90mm, Av, 1/1000s, f/4.) Das Kreuz und die Blätter drumherum sind sehr schön scharf, trotz der Offenblende, und auch an den Rändern und Ecken sieht alles OK aus. Die Unschärfe im Hintergrund ist auf diese Entfernung - nahe an der Minimaldistanz - auch durchaus brauchbar. Insgesamt ein sehr stimmungsvolles Bild, das mir recht gut gefällt. Die Qualität dieses Objektivs ist also schon beim ersten Test durchaus bemerkenswert.
Als zweites haben wir hier das Autobahn-Wegweiser-Schild von der Rückseite, gesehen von der Bus-Brücke hinter der Gesamtschule aus. (300mm, Av, 1/2000s, f/8.) Wie man an den Daten sehen kann, hat hier voll die Sonne drauf geballert und das Pentagram, was eigentlich meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, ist fast gar nicht zu erkennen. Gelb ist ja immer eine schwierige Farbe in s/w. Die vielen gerade Linien hinterlassen bei mir allerdings einen leichten Pincushion-Effekt: Zu den Rändern biegen sich die LInien nach außen durch. Zuerst habe ich das ja auf meinen Knick in der Optik und die entsprechenden Brillengläser zurück geführt, aber ich habs dann mal mit dem Zentimetermaß im Vollbildmodus nachgemessen und das ist doch schon eine deutliche Biegung. In "normalen" Szenen wird der Effekt weniger auffallen, aber hier kommt er tatsächlich seht sichtbar rüber. Von der Schärfe her ist alles OK, auch an den Rändern. Natürlich hilft es, dass ich auf f/8 abgeblendet habe.
Hinterm Industriegebiet habe ich dann noch die riesige Yucca ins Visier genommen, die direkt vor der weißen Wand stand, die ebenfalls kräftig hell angestrahlt war. (ca 80mm, P, 1/750s, f/11) Hier wollte ich hauptsächlich testen, was die Automatik mit einer solch ungleich verteilten Helligkeit macht: Strahlend weiß im Hintergrund, während das eigentliche Motiv eher dunkel ist und an den Blattunterseiten sogar tiefen Schatten aufweist. Muss sagen, die Belichtung, die das Teil hier gewählt hat, ist durchaus OK. Durch f/11 hat man die Betonplatten im Hintergrund noch so scharf, dass man einzelne Details erkennen kann, gleichzeitig scheint aber noch keine nennenswerte Beugung einzusetzen, die das Vordergrundmotiv weicher erscheinen ließe - zumindest nicht soweit, dass ich das bei dem eh etwas weicheren ISO 400 Film wahrnehmen könnte. Da müsste man den gleichen Test mal mit einer hochauflösenden Digitalen machen. So ist das Bild erstaunlich gut geworden, dafür dass die Yucca selber ja nicht so spannend ist und im Hintergrund ja auch nicht viel passiert.
Von der Industrie bin ich dann ins Siegtal herunter gefahren, wo ich als erstes mal wieder Vögel zu sehen bekommen habe, zum Beispiel diese Raben - perfekt für ein langbrennweitiges Zoom. (300mm, P, 1/750s, f/8.) Auch hier habe ich auf den Programm-Modus vertraut, der die Szene auch relativ brauchbar belichtet hat. Der fliegende Rabe glitzert toll in der Sonne, der sitzende hingegen ist praktisch nur als Silhouette zu erkennen.Persönlich hätte ich vielleicht versucht, den Hintergrund etwas unschärfer zu bekommen - wobei ich den Eindruck habe, dass der Schärfebereich dieses Objektives insgesamt etwas größer ist als bei dem anderen. Bildtechnisch stört mich das große weiße Haus im Hintergrund, aber das wäre schwer gewesen, das vorher abzureißen!
Die beiden Störche in den Siegauen sind leider etwas kontrastarm geraten. (300mm, P, 1/750s, f/6,7.) Da hat die Belichtungsautomatik zu viel Wert auf einen Ausgleich zwischen Wiese und Wald gelegt und die Vögel praktisch völlig übersehen. Ein bis zwei Blenden weniger wären hier wohl angebracht gewesen. Aber es musste schnell gehen, die beiden waren dabei, hinter dem Hügel zu verschwinden. Leider kein gutes Bild.
Die Gänse hingegen saßen viel näher, sind ansich schon viel kontrastreicher, und ich hatte mehr Zeit und Geduld, die genauer einzumessen. (300mm, Av, 1/1500s, f/5,6.) Habe hier die maximal mögliche Blendenöffnung gewählt und trotzdem hält sich die Unschärfe im Hintergrund doch sehr in Grenzen - selbst bei dieser mittleren Entfernung ist also nicht viel mit Bokeh, trotz der langen Brennweite. Nichtsdestotrotz aber trotzdem ein ganz brauchbares Foto.
Wo wir gerade von Bokeh sprechen: Ich habe dann mal die Gänseblümchen am Wegesrand mit genommen - bei Minimaldistanz und mittlerem Zoom. (ca 180mm, Av, 1/500s, f/5,6.) Auf die Entfernung habe ich um ca. eine halbe Blende abgeblendet, damit die Blümchen scharf sind, was aber möglicherweise gar nicht nötig gewesen wäre: Außer dem vordersten und dem ganz hinten, das sich so im Gras versteckt, sind sie alle scharf. Der Schärfebereich dieses Objektives ist also wirklich etwas größer als beim 70-210. Die Belichtung ist auch einigermaßen OK, die Blüten kommen gut gegen den dunklen Hintergrund raus. Insgesamt also ein gelungenes Experiment.
Von dieser Stelle hat man zudem bereits einen guten Blick auf die Burgtürme von Stadt Blankenberg, die ich als nächstes aufs Korn genommen habe. (300mm, Av, 1/4000s, f/4,5 - irgendeine dieser Angaben stimmt nicht: Bei 300mm sollten das f/5,6 mindestens sein. Habe ich mich auf dem Handy mal wieder vertippt, left-shift um eine Taste? Wäre nicht das erste Mal.) Insgesamt ist dieses Bild etwas überbelichtet, die Wolken gerade noch zu erkennen, der Wald ist etwas hell - hat die Automatik hier die Bäume am unteren Rand als Referenz genommen? Die Schärfe ist gut, die einzelnen Blätter am Baum in der Bildmitte sind (im Original-Scan) gerade noch erahnbar und vermischen sich mit dem Filmkorn.
Die Rundviecher, die unter der Tränke etwas Schatten suchen, waren dann meine nächsten Opfer. (ca 135mm, Tv, 1/500s, f/6,7.) Habe hier noch mal die Zeitautomatik gewählt, einfach um zu testen, was die so macht. Auf diese Entfernung und bei dieser Brennweite ist das ganze Bild praktisch überall scharf. Ist vielleicht nicht unbedingt das, was ich will, aber gut geeignet, um in dieser gerne für Portraits genutzten Brennweite nach Fehlern an den Rändern zu suchen. Da sind allerdings kaum welche: Ränder und Ecken sind praktisch genau so scharf wie der Rest vom Bild und es gibt auch keine Verzerrungen, die ich auf dem Film erkennen könnte.
Das halb rasierte Pferd mit der Bachstelze auf dem Zaunpfahl habe ich bei ähnlichen Bedingungen - Licht, Entfernung, Brennweite - gemacht, aber es kommt direkt ganz anders rüber und gefällt mir deutlich besser. (ca 150mm, Av, 1/1000s, f/5,6.) Richtig gutes Bild, vielleicht das Beste auf der Filmrolle, zumindest was Viehzeugs angeht. Blende weiter offen erzeugt zumindest hier im offeneren Gelände auch gleich zumindest einen Ansatz von Bokeh. Den Moment habe ich auch ziemlich perfekt abgepasst, sowohl Pferd als auch Vogel schauen gerade zu mir rüber. Tolles Bild, das man sich auch als Poster an die Wand hängen könnte, wenn man auf Pferde steht!
Und dann begegneten mir diese beiden Schwäne an der Sieg. (300mm, Av, 1/750s, f/5,6.) Obwohl das Bild theoretisch korrekt belichtet ist, hat es praktisch doch die Vögel total überbelichtet. Außerdem gucken die Mistviecher natürlich genau in dem Moment weg oder stecken den Kopf unter Wasser, wenn ich abdrücke! Also eigentlich wie immer! Schwamm drüber, ich will ja auch eigentlich was über das Objektiv erfahren. Was ich hier aus diesem Bild - wie auch aus denen davor, die ich bei 300mm gemacht habe - lese: Ja, das Objektiv kann Bilder bei der maximalen Brennweite machen; es lohnt sich in vielen Fällen aber nicht wirklich. Ich habe den Eindruck, ab ca 200 bis 250mm verliert es ein bisschen an Charakter, die Bilder sehen meist einfach langweilig aus. Schärfe ist weiterhin gut, Kontrast ist auch OK, auch der Pincushion-Effekt, den ich ganz am Anfang vorgeführt habe, fällt in "normalen" Bildern nicht auf, aber irgendwas fehlt. Ist es die Unschärfe, die ich in meinen Bilder immer versuche, in den Hintergrund zu bekommen? Ich kann es nicht wirklich an irgendwas fest machen, aber Bilder bei kürzeren Brennweiten gefallen mir sehr viel Besser.
Oder liegt es einzig an der automatischen Belichtung, die nicht genau weiß, was sie tun soll? Das Schloss Allner ist nämlich ziemlich gut gelungen! (300mm, P-verschoben, 1/1000s, f/9,5.) Das Bild hat auch etwas, was ich bei den anderen mit dieser Brennweite bisher vermisst hatte, etwas, was ich nicht wirklich in Worte fassen kann. Vielleicht liegt es ja auch einfach am Fotografen, der mit diesen Brennweiten nicht umgehen kann... Ich bin ja immer bereit, was Neues zu lernen und zuzugeben, dass ich nicht perfekt bin, aber ich weiß echt nicht, woran es liegt.
Trotzdem: Kürzere Brennweiten gefallen mir im Allgemeinen besser; so auch bei diesem Motorrad, dass ich auf dem Weg zurück noch kurz erwischt habe. (ca 85mm, Av, 1/3000s, f/4.) Trotz Offenblende ist hier wieder nicht viel mit Unschärfe; OK, das Haus ist auch sehr nah und ein Zoom ist auch nicht mit einer Festbrennweite mit vierfacher Maximalöffnung zu vergleichen. Von daher sage ich mal: Ganz passabel. Hätte etwas weiter nach links zielen müssen.
Wir hatten diese Jahr viele Schnecken, vor allem auch immer wieder diese Prachtexemplare! (300mm, Av, 1/750s, f/11.) Bei Nahaufnahmen am unteren Ende der Fokusskala bekommt man dann auch endlich mal etwas Unschärfe ins Bild. die 300mm funktionieren hier auch ganz gut, besser als auf so manchem anderen Foto, das ich damit gemacht habe. Die Belichtung ist mir persönlich etwas zu hell geraten, könnte gerne noch eine Blende dunkler sein, um die Highlights auf dem Schneckenhaus und -Fuß deutlicher abzusetzen, aber davon weiß die Automatik wahrscheinlich nichts. Insgesamt ein gutes Bild, für das es sich gelohnt hat, sich mal wieder auf den Boden zu werfen!
Um noch ein Bild zu verschwenden, habe ich dann noch dieses Stillleben mit Feuerlöscher und Farbeimer gemacht. (75mm, P, 1/125s, f/5,6.) Ist ganz interessant geworden und man bekommt einen Eindruck von der Abbildungsleistung am unteren Ende des Zoom-Bereichs. Die Ecken sind kaum abgeschattet, obwohl ich den nur um eine Blendenstufe abgeblendeten Vorschlag der Programmautomatik einfach so akzeptiert habe. Auch sind keine Verzerrungen oder sonstige Unschärfen in den Ecken vorhanden. Das Objektiv macht also auch hier einen brauchbaren Eindruck.
Da ich den Film während der kleinen Fahrradtour nicht ganz voll bekommen hatte, folgen jetzt noch vier Bilder, die ich am nächsten Tag beim Spaziergang verschossen habe. Zuerst haben wir da die Sohle eines verloren gegangenen Schuhs, mitten im Matsch auf dem Feldweg ins Nichts. (75mm, Av, 1/1000s, f/5,6.) Nicht ganz einfach, direkt nach unten zu fotografieren, wenn die Minimaldistanz 1,50m beträgt! Aber sieht alles eigentlich ganz brauchbar aus: Wieder keine Abschattungen an den Ecken, die Ränder sind genau so scharf wie die Mitte, nur ganz leichte Verzerrungen in der linken oberen Ecke.
Dann noch ein etwas künstlerisches Bild: Das Korn auf dem Feld. (ca 150mm, Av, 1/2000s, f/4,5.) Dieses Foto habe ich hauptsächlich als Bokeh-Test gemacht. Auf diese relativ nahe Distanz und bei offener Blende erhält man tatsächlich recht viel davon. Trotzdem bleibt das eigentlich anvisierte Ziel gut scharf - in diesem Fall die Mohnblume ziemlich mittig. Das Gewusel aus einzelnen Halmen und Grannen wirkt auch nicht zu unruhig. Wie gesagt: Bei kurzen und mittleren Brennweiten gefällt mir dieses Objektiv eigentlich ganz gut.
Die Kuh habe ich dann als Portrait-Test gemacht, da mir ein menschliches Opfer mal wieder gefehlt hat. (ca 120mm, Av, 1/1000s, f/5,6.) Auch hier komme ich zu dem Ergebnis: Mittlere Brennweiten, weite Blende, alles gut. Das Objektiv scheint auf diesen Bereich optimiert zu sein, in dem man normalerweise Personen fotografiert.
Und zu guter Letzt: Der schlafende Kater! (ca 200mm, P mit Blitz, 1/60s, f/4,5.) Ganz am Ende fiel mir ein: Du musst auch mal den eingebauten Blitz testen! Ohne Film hatte ich ja schon probiert, ob der überhaupt zündet. Aber ob tatsächlich auch ein Bild dabei rum kommt, weiß man nur, wenn man die Kamera auch lädt. Was soll ich sagen: Passt! Der Blitz ist sogar relativ ausgewogen und gibt dem Foto nicht zu viel Licht. Manche ein eingebauter Blitz übertreibt es ja gerne mal.
Fazit: Es nervt etwas, dass die Kamera immer wieder auf die Standard-Zeiten und -Blenden zurück springt, wenn man das Programm wechselt, statt sich zu merken, was man zuletzt benutzt hat. Außerdem ist sie sehr leicht und platsik-lastig, sowie teilweise von fragwürdiger Qualität - z.B. Öl auf den Lamellen des Verschlusses, was ich bisher bei noch keiner anderen Kamera, wie alt auch immer sie gewesen sein mag, gesehen habe. Andererseits hat sie einige innere Werte: Gute, solide Belichtungsmessung, die eigentlich immer hervorragende Fotos produziert hat. Der Autofokus sitzt meist zu 100% an der richtigen Stelle und ist durch die in die Objektive eingebauten Motoren sehr fix und leise. Mein einziges Problem: Die Kamera aber bald 30 Jahre alt und man weiß nicht, wie lange die Elektronik noch lebt oder ob der Verschluss nicht irgendwann endgültig zusammen pappt.
Zum Glas: Beide Objektive machen sehr anständige Bilder. Allerdings fehlt mir beim EOS-System grundsätzlich der Blendenring. Warum die Kamera-Hersteller den alle mit den Jahren weg rationalisiert haben, ist mir ein Rätsel. Canon ist da ja nicht alleine. Spart man da wirklich so viel Geld? Die Bilder des kleineren 70-210 haben mir grundsätzlich etwas besser gefallen. Das soll nicht heißen, dass das große schlechte Fotos macht. Ich habe auch lange nicht mehr mit so langen Brennweiten, dazu an einem Zoom, gearbeitet, was eine gewisse Eingewöhnung meinerseits bedingt hat.
Insgesamt: Ein solides System, das man heutzutage bei eBay recht günstig bekommen kann und sowohl für den Einsteiger - durch die vorhandene Vollautomatik - wie auch den Fortgeschrittenen - weil im Zweifel auch alles manuell zu regeln ist - geeignet scheint. Hier liegt dann aber auch das größte Problem, das man hat, wenn man sowas los werden möchte, so wie mein Kunde: Obwohl die Preise für analoge Kameras und Objektive in den letzten Jahren spürbar angezogen haben, ist diese doch noch etwas neu und hat dementsprechend nicht den nötigen Retro-Charm. Zudem ist die EOS 10 ja eher untere Mittel- bis obere Einsteigerklasse, was den Preis nochmal etwas drückt. Nicht zuletzt gibt es diese Teile auch noch wie Sand am Meer, sie sind also nichts Besonderes, mit dem man jetzt bei seinen Hipster-Freunden angeben könnte. Das Einzige, was diese Kamera hervorhebt, ist das kleine s am Namen, was bedeutet, dass es sich im das amerikanische Modell handelt, das in Europa zumindest etwas seltener ist. Das hebt den Preis auf etwa 50 Euro für das Body an. Die Objektive sind beide ebenfalls nicht selten und werden in einer ab-1-Euro-Auktion wahrscheinlich ähnliche Preise erzielen. Das Set liegt also bei 150 Euro, denke ich mal.
Das fehlende Interesse für diese Kameras ist eigentlich etwas schade, denn sie sind durchaus heute noch konkurrenzfähig. Das Modell, das ich hier getestet habe, ist eigentlich immer gut behandelt worden - zumindest sehe ich keine auffälligen Beschädigungen - und sollte, so keine unvorhergesehenen Ereignisse eintreten, auch noch weitere 20 Jahre funktionieren. 135er-Film wird wohl eher nicht aussterben, so wie andere, exotischere Sorten, sodass man, wenn man die '90er noch mal selber erleben möchte, hier auch auf der sicheren Seite ist. Der Funktionsumfang dieser Kameras ist völlig ausreichend bis teilweise sogar sehr gut: 1/4000s ist verdammt schnell; das einzige, was mir wie immer fehlt, ist die Abblendtaste. Und vielleicht ist man ja sowieso ein Canon-Fotograf und hat moderne, digitale Objektive zur Hand, die man hier - soweit ich weiß - auch verwenden kann, so wie ich es mit meinen Nikkoren auf der etwa gleich alten und ähnlich positionierten F601 mache. (Da funktionieren die modernsten allerdings wegen des fehlenden Blendenrings nicht - dafür müsste ich dann die F50 nehmen, die aber eher im unteren Segment zu finden war.)
Das Alles klingt jetzt so, als wollte ich den Preis etwas hoch treiben, damit wir mehr Geld dafür bekommen, aber das ist tatsächlich meine Meinung! Diese 1990er-SLRS sind alle noch etwas unterbewertet, für das was sie können. Vielleicht ändert sich das in 5 oder 10 Jahren - die Mechanischen aus den 70ern sind schließlich auch irgendwann plötzlich teuer geworden!