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Großer Ölberg (und Wadenmuskelkater)

Da waren ja noch die Fotos vom Freitag. Die habe ich jetzt aber echt lang genug vor mir her geschoben, es wird Zeit, dass ich da auch mal was zu schreibe und die endlich hier veröffentliche. Mittlerweile ist schließlich schon Montag. Und so sitze ich jetzt hier und tippe, während ich in meinem Walkman eine alte Mix-Kassette anhöre und mir aufschreibe, was ich da vor ca. 23 Jahren zusammengeschnitten habe, um die korrekte Hülle zu finden. Die Reparatur meiner Kassettendecks war wirklich das beste, was ich in den letzten Monaten an Projekten angegangen bin. ;-)

Anyways. Am Freitag sind wir also mal wieder auf den Großen Ölberg gestiegen und während des Aufstiegs habe ich viel zu viele Fotos produziert. Zumindest im Vergleich: Ich habe es geschafft, den Zähler in meiner Kamera tatsächlich im Oktober nicht überlaufen zu lassen. Tatsächlich habe ich seit Mitte September ins selbe Verzeichnis fotografiert und nur so ca. 900 Bilder gemacht. Das ist für meine Verhältnisse echt wenig, vor allem wenn man bedenkt, wie viele davon ich trotzdem hier veröffentlicht habe.


Geparkt hatten wir wir immer unten am Fuße des Berges, auf halbem Weg zwischen Thomasberg und dem anderen Dorf, wie heißt es gleich, muss ich immer nachgucken. Ittenbach. Das wars. Ist von zu Hause ja nur ein Katzensprung. Und dann den Berg hoch. Zuerst haben wir uns gewundert, warum so wenige Leute unterwegs waren; schließlich ist es Freitag Nachmittag gewesen, da arbeitet ja keiner mehr. Außer vielleicht dem Mann mit seinem LKW voller Schotter, der da im Wald stand und mit seinem Dispatcher telefonierte, um ihm mitzuteilen, dass er jetzt alle Löcher, die er finden konnte, verfüllt habe und jetzt nicht wüsste, was er mit dem Rest machen solle. (Spoiler: Auf dem Weg den Berg runter war er weg. Er hat also entweder noch ein paar Löcher gefunden oder hat einfach Feierabend gemacht.)

Das war ungefähr auf der Höhe dieses Wegkreuzes bei der Bank, die uns ganz gelegen kam, denn der Berg ist verdammt steil. Ich vergesse immer wieder, wie steil. So steil, dass man hin und wieder tatsächlich ein Päuschen machen sollte. (Spoiler: Auf dem Rückweg geht es genau so steil bergab und so steil bergab ist echt scheiße für die Gelenke und am nächsten Tag hatte ich Muskelkater am Wadenansatz. Auch selten, dass bergab anstrengender ist als der Aufstieg.)


Von der Bank beim Wegkreuz - übrigens habe ich, wie man sieht, das 85mm Nikkor mal wiederentdeckt; das macht in genau solchen Situationen die besten Bilder - ging es dann auf zur nächsten Etappe. Es stellte sich heraus, die war gar nicht so weit entfernt, denn an der nächsten Kreuzung stand dieser blaue Anhänger mitsamt einer (abgeladenen) Ladung Holz im Wald. Hier wird scheinbar eine neue Schutzhütte hin gestellt? Der Zuschnitt sieht jedenfalls ungefähr so aus. Bin mal gespannt. Den Anhänger habe ich jedenfalls aus diversen Richtungen bearbeitet, ebenfalls hauptsächlich mit dem Portrait-Tele, was auch hier tolle Effekte produziert hat. Es war recht dunkel im Wald, da musste ich die Blende schon sehr weit aufdrehen. Was ich ja gerne mache, aber immer wieder eine Herausforderung in Bezug auf Schärfe darstellt.


Alle möglichen blödsinnigen Motive, da oben, wie man sieht. Die Kette gefällt mir besonders, und der Keil, weil er so starke Kontraste hat. Aber, wie gesagt, etwas schwierig mit der Schärfentiefe. Dafür ein schon ziemlich geiles Bokeh. Beste Anschaffung der letzten zwei Jahre, dieses Objektiv. (Ich weiß, das sag ich über alle! ;-))

Danach dann noch mal am umgestürzten Baum, der auf halbem Weg den Berg hoch liegt, angehalten. Ja, ist wirklich steil! Auf dem Weg dorthin nur wenige Fotos gemacht, unter anderem die folgenden. Also, außer den Brettern, die lagen noch beim blauen Anhänger. ("Blaue Anhänger" - klingt nach einer Alkoholiker-Sekte! ;-))


Hier stehen jedenfalls diverse Pilze im Wald rum, hauptsächlich diese kleinen, die schräg aus den überall verstreuten moderigen Baumstümpfen raus schauen, und diese großen, die oben auf dem Hut so seltsam aufreißen. Alles tolle Motive. Bei den Lichtverhältnissen tatsächlich mal ein Grund, den alten integrierten Blitz anzuschalten. Ich bin ja immer etwas zurückhaltend, wenn es ums Aufhellblitzen geht, aber manchmal kann man erstaunliche Effekte damit erzielen. So auch hier in dem mittleren Bild da unten:


Dann endlich: Der Gipfel. Hier waren dann auch sehr viele Leute unterwegs, schließlich hat das Cafe hier oben an Freitag-Nachmittagen tatsächlich geöffnet und es war gut besucht. Wir haben uns allerdings zurückgehalten und nur das mitgebrachte Wasser nicht getrunken: Der Aufstieg war zwar anstrengend, aber da die Temperaturen doch eher niedrig sind, haben wir kaum geschwitzt.

Windig war es hier oben, man könnte das, was hier um die Ecken pfiff, schon fast als Sturm bezeichnen. Eine Ankündigung des Tiefdruckgebietes, das am Wochenende über uns weg gezogen ist. Aber noch hatten wir gutes Fernsicht-Wetter, wenn auch leicht diesig über dem Rhein. Drachenfels und Drachenburg waren jedoch gut erkennbar und auch mit dem 200mm Tele durchaus brauchbar abbildbar. Wie immer, wenn wir hier oben sind, gibt es mindestens eine Person mit so einem übertrieben Mega-Tele-Zoom, die - schlack-schlack-schlack - im Dauerfeuermodus hundert Bilder verschießen. Kann man machen. Aber ich nehme mir lieber ein bisschen mehr Zeit, drehe an meiner 1970er-Jahre Manuellfokus-Festbrennweite und habe nachher ein oder zwei (Dutzend) Bilder, für die ich wirklich gearbeitet habe, statt einer Serie von hundert Durchschnitts-Shots. Außerdem ist die Refreaktion in der Atmosphäre selbst bei diesen Wetterverhältnissen bereits so heftig, dass alles jenseits von - sagen wir mal - 300mm völlig übertrieben ist. Außer Flimmern hat man nachher dann eh nix im Bild. Solche Objektive sind eher was zum Vögelbeobachten oder bei der Formel 42 Autos zu filmen, die in ins Kiesbett rasen. Meine Meinung. Auch hier gilt wieder: Kann jeder sehen, wie er/sie/es will. ;-)


Toll am Herbst ist allerdings, dass man überall abgeblühtes und welkes Gemüse findet, das man hervorragend in seine Bilder integrieren kann. Dabei kommt es dann sogar vor, dass selbst ich mal auf f/16 abblende, damit die Blumen im Vordergrund nicht komplett diffuse Blobbs bleiben, sondern etwas Struktur behalten. Ist manchmal auch ganz witzig, auch wenn ich dann nachher mal wieder die Ölspritzer vom Verschluss aus dem Bild retouchieren muss. Was sich Nikon da gedacht hat, würde ich auch gerne mal wissen. OK, bei dem neuen Verschluss, den ich seit diesem Jahr in der D610 habe, ist das nicht mehr ganz so schlimm wie beim Original. Da hatte ich ja Anfangs echt Stress mit. Aber so zwei, drei alt bekannte Spots finde ich immer wieder an den gleichen Stellen. Ein Grund, weshalb ich die Blende gerne weiter offen lasse, dann fallen die nicht so auf.

Posttower und Drachenfels sehen jedenfalls schon ziemlich geil aus durch das Gemüse hindurch. Und das Gemüse selber ist natürlich auch hervorragend als Motiv geeignet. (Ich habe nur leider schon wieder vergessen, wie das Gemüse heißt. Das sind diese großen lila Blumen, die im Frühjahr/Sommer ebenfalls auf diversen meiner Bilder zu sehen sind.) Das Nikkor AI 200mm ist ebenfalls eine der Besseren Anschaffungen der letzten Jahre. Und das Objektiv, mit dem meine Festbrennweiten-Obzession so richtig begonnen hat - weil es so schön billig war, damals auf dem Rheinauenflohmarkt, vor der Pandemie. Lange her. Ob wir je wieder so unbeschwert unter Leute gehen können? :-/


Um das Cafe flatterten außerdem noch einige späte Schmetterlinge herum, unter Anderem dieser Admiral, der sich dann auch sehr dekorativ auf einem der Felsen niederließ. Da ich gerade eh das Tele drauf hatte, konnte ich mich langsam anpirschen und sowohl dieses Foto mit Kontext, auf dem das kleine Tierchen kaum zu sehen ist, als auch diesen Detail-Shot machen, in dem wirklich jedes Detail erkennbar ist. Bei einer Blende von f/8 sollte das auch selbst bei dieser Brennweite und der Minimalentfernung von 1,50m auch drin sein. Trotzdem stolz auf mich, dass ich das mit dem ersten Versuch hin bekommen habe.



Da uns hier oben allerdings irgendwie zu viel Verkehr war und Abstand zwischen den Cafe-Gästen nicht wirklich machbar, haben wir uns ziemlich zügig wieder verdrückt. Beim Gehen noch dieses Stillleben von verzehrtem Frühstück fotografiert. Einfach, weil ich es kann! ;-) Und auch den Halloween-Kürbis, der bereits ein bisschen zusammengefallen vor sich hin rottete, obwohl der genannte Stichtag noch gar nicht war! Sowas! Einfach keine Qualität mehr zu kriegen, heutzutage! ;-)

Danach, wie gesagt, leicht geärgerte Sehnenansätze hoch gelegt und auch den Rest des Wochenendes wenig bis gar nichts gemacht. Und jetzt wird es Zeit, endlich aufzustehen und produktiv in den Montagmorgen zu starten. Meh.