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Schwarz-weiß und analog, Teil 115: Rott

Film: Fompan 400 #3, Kamera: Carena SX-300, Juli 2021

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Nach den eher primitiven Bildern, die die Exa auf Grund ihres 1960er-Jahre-Designs gemacht hat, kommen wir heute zu etwas im Vergleich hoch Modernem: Einer ganzen Reihe Fotos, die ich mit der Carena SX-300 gemacht habe, die ich beim Aufräumen im schwiegerelterlichen Keller gefunden hatte. Mit dabei waren drei Objektive, die ich hier ja auch schon vorgestellt hatte, alle drei von Drittherstellern. Das muss nicht unbedingt etwas Schlechtes sein, wie man auch an den Fotos unten erkennen kann; aber seit dem Scan bin ich auf der Suche nach einem günstigen und lichtstarken originalen Minolta 50mm oder etwas Ähnlichem, einfach nur, um den Unterschied beurteilen zu können. Ebenso hatte ich ja schon erwähnt, dass es sich bei der Kamera um einen chinesischen Lizenznachbau der Minolta X-300 handelt, einer ziemlich guten Kamera für die 1980er. Da sind die Dritthersteller-Objektive vielleicht sogar ganz passend. Meine Probleme habe ich halt hauptsächlich damit, dass es sich vorwiegend um einigermaßen lichtschwache Zooms handelt.

Aber genug Vorrede, auf zu den Fotos: Die Pferde auf der Weide geben immer ein gutes erstes Motiv her. (Beroflex 80-200mm bei 200mm, 1/250s, f/5,6.) Ich bin mir nicht sicher, ob der hellere Streifen auf der linken Seite von einem Lichtleck der Kamera herrührt oder in der Entwicklung entstanden ist. Vielleicht ist das auch beim Einlegen oder Herausnehmen des Films passiert, denn in den folgenden Fotos ist kein heller Streifen an dieser Stelle zu sehen. Keine Ahnung. Was die Leistung der Kombination Kamera/Optik angeht, kann man hier bereits erste Schlüsse ziehen: Das Objektiv ist auch bei vollem Zoom ausreichend scharf. Es war im Juli sehr hell und dementsprechend kontrastreich ist das Bild ausgefallen. Der ISO-400-Film war vielleicht sogar etwas übertrieben, aber man weiß ja nie, in welche Belichtungssituationen man kommt - dieses Bild wäre mit dem Tele-Zoom zum Beispiel nicht mit einem 100er Film möglich gewesen, denn f/5,6 als Offenblende ist nun wirklich nicht so prickelnd und ich hätte somit bei der Belichtungszeit auch keinen Spielraum mehr gehabt. Die Belichtung selber ist sehr gut, finde ich; da hat die Kamera direkt mal gezeigt, wie sie mit solchen Situationen umgeht: Dunkle Wälder, mittlere Wiesen, tiefblauer Himmel mit vereinzelten Wölkchen, strahlend weiße Häuser in der Ferne und die Folie am linken Rand. Sieht brauchbar aus.


Beim zweiten Bild habe ich mich mal etwas verrenkt und die Warnung vor den spielenden Kindern aus einem eher ungewöhnlichen Winkel fotografiert. (Beroflex 28mm, 1/500s, f/11.) Für meine Verhältnisse ein ziemlich seltenes Foto mit weit geschlossener Blende, um die ganze Figur scharf zu bekommen, was auch sehr gut geklappt hat. Ich hatte erwartet, dass das Bild etwas weicher würde durch das starke Abblenden, aber dem scheint nicht so zu sein. Außerdem sehe ich keine Vignettierung in den Ecken, was wahrscheinlich ebenfalls durch die hohe Blendenzahl bedingt ist; wie das bei weiter offenen Blenden ist, werden wir weiter unten noch sehen. Vom Motiv her: Schon mal ein vielversprechender Anfang für diese Filmrolle! Sieht schon ziemlich cool aus!

Vom Berg sind wir an diesem Nachmittag hinunter ins Tal und unterwegs habe ich dann diese flusige Blume fotografiert, um das dritte Objektiv im Bunde zu testen. (Exakta 35-70mm bei ca 40mm, 1/250s, ca f/6,3.) Wie immer bei Zoom-Objektiven, bei die keine durchgängig einheitliches Öffnungsverhältnis haben, ist es nicht ganz einfach herauszufinden, was denn jetzt die tatsächliche Blendenzahl eigentlich gewesen ist, als man den Auslöser gedrückt hat. Moderne Kameras schreiben wenigstens einen ungefähren Wert in die Exif-Daten, aber analog kann ich auch nur raten! ;-) Jedenfalls erhalten wir auf diese Entfernung ein erstaunlich gut aussehendes Bokeh bei gleichzeitig sehr schöner Schärfe im Vordergrund. Der Kontrast gefällt mit auch ganz gut. Von den günstigen Normalzooms der 1980er scheint dieses also eines der besseren zu sein. Verzerrungen und Abschattungen in den Ecken halten sich auch in Grenzen. Und obendrein ist es ein ganz nettes Foto geworden.

Jenseits der Hügel schaut der Kirchturm heraus und ich habe das zum Anlass genommen, ohne Objektivwechsel drauf zu halten und zu schauen, was bei maximalem Zoom passiert. (Exakta 35-70mm bei 70mm, unbekannte Zeit, ca f/4,8.) Die Belichtungszeit muss hier irgendwo um die 1/250s gelegen haben, ich hab's mir mal wieder nicht aufgeschrieben - passiert schon mal. Die Vordergrundunschärfe in den Blättern links ist eher nicht so schön, dafür gefällt mir die Wolkenstruktur im Himmel sehr gut. Sieht regelrecht bedrohlich aus! (Das Wetter wurde zwar gegen Abend immer schlechter, aber so schlimm, wie es hier aussieht, war es eigentlich gar nicht.) Insgesamt ist das Bild aber etwas zu weich geraten: Offenblende ist also eher nicht zu empfehlen, was bei dem sowieso schon schlechten Lichtwert ein zusätzliches Manko ist. Aber das kennt man ja von diesen günstigen Zooms, da muss man immer sehr vorsichtig sein, die machen meist erst anständige Bilder, wenn man sie um ein oder zwei Blendenstufen runter dreht.


Ich finde, das Tele-Zoom macht da einen besseren Eindruck, erstaunlicher Weise: Der Ölberg in der Ferne jenseits von Ästen und Wiese ist scharf genug, dass man den Sendemast auf seiner Spitze sehr gut erkennen kann. (Beroflex 80-200mm bei ca 135mm, 1/500s, f/5,6.) OK, die Lichtstärke dieses Objektivs ist ansich schon mal ziemlich sch...lecht. Aber das Ergebnis sind auch beim zweiten Versuch durchaus brauchbar. Auch hier gefallen mir die dramatischen Wolken sehr gut.

Aber unzweifelhaft kann man mal wieder feststellen, dass die Festbrennweite die schärfsten Bilder produziert: Der Jesus an seinem Kreuz ist - was die Schärfe angeht - ziemlich perfekt für die Umstände. (Beroflex 28mm, 1/30s, f/2,8.) Trotz viel Schatten und der daraus resultierenden Offenblende habe ich an diesem Bild eigentlich nichts auszusetzen. Schöne Schattenzeichnung und auch der Film spielt gut mit, gibt die relativ helle Bildmitte gut wieder, während die einzelnen Blätter noch nicht im Schwarz absaufen. Bestes Bild bis hier hin!

Blendet man dann um eine Stufe ab und hat genug Licht, bewegt man sich direkt noch mal in einer ganz andern Klasse. (Beroflex 28mm, 1/1000s, f/4.) Habe hier auf die Latten am vorderen Ende des Anhängers gezielt, die praktisch die maximal erreichbare Schärfe aufweisen. Typisch für ein Weitwinkel wie dieses 28mm nimmt die Schärfe auch nicht merklich ab, je weiter man den Anhänger entlang schaut. Erst bei Baum, Schrott und Container im Hintergrund kann man evtl. etwas Unschärfe erkennen, und der Horizont ist dann tatsächlich verschwommen. Trotz allem sind die Wolkenfetzen noch immer sehr strukturreich. Insgesamt ein sehr stimmiges und gutes Foto mit viel Kontrast.


Um ein bisschen Unschärfe zu provozieren, habe ich den Bagger im darauf folgenden Foto mit Offenblende mitgenommen. (Beroflex 28mm, 1/1000s, f/2,8.) Noch ein sehr schön gelungenes Bild, in dem mir die Highlights an der Hydraulik im Hintergrund sehr gut gefallen. Hier kann man auch tatsächlich mal die Abschattungen zu den Ecken hin wahrnehmen und entsprechend bewerten. Ich mag das ja, es gibt den Bildern einen gewissen Vintage-Look. Andere mögen das nicht so sehr, aber es hält sich auch ziemlich in Grenzen. Ebenso verhält es sich mit den Schärfe-Verlusten in den Ecken (beim FF links unten gut zu beobachten): Für ein Dritthersteller-Objektiv durchaus OK. Keine Ahnung, was das damals gekostet hat; ich nehme an, es war eines der günstigeren, aber auch nicht unbedingt das Billigste.

Das folgende Pferdeportrait habe ich dann wieder mit dem Tele-Zoom gemacht. (Beroflex 80-200mm bei ca 120mm, 1/125s, f/5,6.) Gefällt mir auch ziemlich gut: Die Strähnen sind einigermaßen scharf - besser wird es mit dem Objektiv wohl nicht - dafür ist die Hintergrundunschärfe durchaus brauchbar. Insgesamt ein nettes Bild, finde ich - mit den üblichen Einschränkungen, die immer für alte, günstige Tele-Zooms gelten. Was auch ein bisschen unfair ist: Fotos, die man damals mit einer Ausrüstung für den fortgeschrittenen Amateurbereich gemacht hat, waren auch nicht dafür gedacht, dass man sie bei Full-HD-Auflösung auf einem 24"-Monitor betrachtet. Abzüge in 15x10 cm waren normalerweise das Höchste der Gefühle, vielleicht mal hin und wieder eine "Poster"-Vergrößerung auf 30x15 cm. Da brauchte man keine Auflösung wie bei modernen Objektiven für Digitalkameras, bei denen man jedes Pixel zählen kann. In den letzten 40 Jahren hat sich auch in der optischen Technik einiges getan, man denke nur an die zwischenzeitlich stattgefundene digitale Revolution, die Linsenrechnungen und -simulationen so viel einfacher und präziser gemacht hat, oder die Entdeckung von hochbrechenden Materialien und verbesserten Beschichtungen.


Von solchen Entschuldigungen für die mäßige Abbildungsleistung von alter Technik zurück zu meinen Fotos und dieser Ziege, die der Meinung war, dass das Gras auf der anderen Seite des Zauns definitiv grüner ist. (Beroflex 80-200mm bei ca 80mm, 1/60s, f/5,6.) Das größte Problem bei diesen Tele-Zooms ist das viele Licht, das man braucht, um einigermaßen passende Belichtungszeiten hin zu bekommen. Hingegen ist die Schärfe bei Minimalbrennweite selbst auf diese Entfernung, die ziemlich nah am unteren Ende der Fokusskala lag, im Vergleich zu den anderen Bildern ziemlich gut. Nettes Foto.

Trotzdem, die schärfsten Bilder habe ich an jenem Tag mit der Festbrennweite gemacht, so auch diese kleine Ausstellung von Dingen, die man auf Zaunpfosten lagern kann: Alte Kindergummistiefel, Tassen und Blumentöpfe. (Beroflex 28mm, 1/30s, f/5,6.) Für zusätzliche Schärfe habe ich hier zwei Stufen abgeblendet, was sich scheinbar auch ausgezahlt hat: Das ganze Bild ist scharf. Die Verzerrungen in den Ecken halten sich auf jeden Fall besser in Grenzen als bei dem ganz billigen Travenar, das ich für M42 habe, sind aber noch wahrnehmbar. Insgesamt gefallen mir die Fotos mit diesem Objektiv trotzdem am Besten, sie bieten für meinen Geschmack genau die richtige Mischung aus moderner Schärfe - zumindest in der Mitte - und ganz leichter vintage-retro Unschärfe und Verzerrung zu den Kanten hin. Außerdem ist der Kontrast bisher in allen Bildern ziemlich Klasse gewesen.


Selbst bei dem im Schatten stehenden Stuhl ist genug Kontrast vorhanden. (Beroflex 28mm, 1/125s, f/2,8.) Da muss ich aber auch der Belichtungsmessung der Kamera noch mal ein Log aussprechen: Das ist keine einfache Situation gewesen. Dass das Motiv jetzt eher langweilig geraten ist, da kann beide nichts dafür, das lag am Fotografen, der nicht nah genug an den Stuhl ran gerobbt ist: Ein Meter mehr hätte wahrscheinlich eine ganz andere Wirkung erzielt.

Zurück den Berg hoch bietet sich ja immer wieder der Kirchturm an, vor allem, wenn unter so einem spektakulären Sonnenuntergang liegt. (Beroflex 28mm, 1/1000s, f/5,6.) Hier gibt es nicht viel zu sagen, außer: Scharf, kontrastreich, nur minimale Abschattungen in den Ecken, gute Belichtung. Gefällt mir.

Als wir dann näher kamen, habe ich das Normal-Zoom noch mal drauf geworfen und ein Vergleichsbild gemacht. (Exakta 35-70mm bei 70mm, 1/1000s, ca f/11.) Man sieht: Wenn man weit genug abblendet, wird es auch mit diesem Objektiv scharf und man erhält sogar einen brauchbaren sechstrahligen Sonnenstern. Tolle Wolkenstrukturen. Alles in Allem muss ich aber zu diesem Objektiv sagen, dass es wahrscheinlich das schlechteste oder zumindest am wenigsten nützlichste der drei ist. Deswegen, wie eingangs erwähnt, auch meine anhaltende Suche nach einem Nifty Fifty für Minolta-Bajonett. Bisher waren die mir nur alle zu teuer, dafür dass ich es nicht so wirklich brauchen würde...


Zuletzt und als Abschiedsgruß aus Rott: Der Kirchturm aus direkter Nähe. (Beroflex 28mm, 1/250s, f/4.) In der tiefstehenden Sonne kommt jeder einzelne Backstein so richtig zur Geltung. Sehr cooles Foto! Ebenfalls eines der Besten auf diesem Film. In den Wolken oben machen weder Abschattung noch Unschärfe groß etwas aus, am unteren Rand ist beides erstaunlich gut unter Kontrolle. Wieder kann ich nur sagen, das 28mm gefällt mir von den dreien am besten!

Erstes kleines Fazit: Sehr schöne Kamera! Warum hat die eigentlich so lange unbenutzt im Keller gelegen? Mit ein paar besseren Objektiven hätte die auch durchaus noch die 1990er mitmachen können, wenn man auf einen Autofokus verzichten kann. Das 28mm Beroflex ist durchaus brauchbar, auf jeden Fall besser als das Travenar, das ich mal als direkten Vergleich heranziehen würde. Das 80-200mm Zoom ist OK, nur leider mit f/5,6 sehr lichtschwach. Wie man sieht, ich habe damit an diesem Tag nur Offenblendenbilder gemacht. Für das, was es ist, macht es aber auch durchschnittlich gute Bilder und liegt, denke ich, gleichauf mit meinem alten Exakta-Zoom für Nikon, das ich in den 1990ern benutzt habe. Das Exakta 35-70mm hat mir am wenigsten gefallen. Allerdings habe ich hier auch am wenigsten erwartet, sodass ich auch nicht unbedingt enttäuscht bin. In diesem Brennweitenbereich würde sich, denke ich, am ehesten ein Upgrade lohnen.

Nächstes Mal: Der Rhein bei Lülsdorf. Als ob wir den nicht auch schon (n+1)-mal gehabt hätten! ;-)