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Schwarz-weiß und analog, Teil 117: Fahrradtour nach Bröl

Film: Fompan 400 #3, Kamera: Carena SX-300, Juli 2021

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Der Vorteil an der Carena ist, dass man sie selbst mit zwei zusätzlichen Zoom-Objektiven durchaus bequem in einer kleineren Tasche mit auf dem Rad durch die Gegend fahren kann. Dafür benutze ich im Allgemeinen ja die Olympus, weil die so leicht und klein ist, dass sie praktisch gar nicht auffällt. Aber die Carena macht einen etwas stabileren Eindruck, zumindest was das Gehäuse angeht. Was die Bildqualität angeht, da sind die beiden im Weitwinkel-Bereich ungefähr gleich gut: Für die OM-10 habe ich ja auch nur ein Dritthersteller-Objektiv, in diesem Fall der Marke Makinon. Vom allgemeinen Verhalten her scheint das Beroflex mit dem MD-Anschluss ähnlich zu sein. Wobei ich den Eindruck habe, dass die Olympus grundsätzlich einen Tacken schärfer ist. Aus Gewichtsgründen habe ich jedenfalls das lange Tele-Zomm daheim gelassen, das bedeutet, dass ich hauptsächlich das Exakta Normal-Zoom benutzt habe - was auch den Vorteil hat, dass ich das ein bisschen besser bewerten kann, als ich das bisher gemacht habe.

Jedenfalls. Mit dem Rad habe ich mich an diesem schönen Juli-Tag durch das Bröltal bewegt. Um dort hin zu kommen, muss ich aber erst mal an der Warther Kirche vorbei, die im strahlenden Sonnenschein lag. (Exakta 35-70mm bei 35mm, 1/1000s, f/8.) Ein bisschen viel Wiese mit drauf, aber dafür flattert die Regenbogenfahne schön im Wind und man kann sogar noch die Beschriftung darauf erkennen. Dass das Objektiv merklich schärfer wird, wenn man es um ein oder zwei Blenden abblendet, hatte ich ja schon im letzten Eintrag gemerkt; bei kräftigem Sonnenschein wie hier ist auch der Kontrast hervorragend. Im letzten Eintrag hatte ich es ein "Schönwetterobjektiv" genannt, weil es erst bei kräftiger Sommersonne seine Stärken entfalten kann - ein Eindruck, der hier nochmals verstärkt wird.


Und je weiter man abblendet, desto besser wird der Eindruck: Der Jesus über der Eingangstür ist bereits dreieinhalb Blendenstufen herunter gedreht und so richtig knackig scharf. (Exakta 35-70mm bei 70mm,1/1000s, ca f/16.) Während bei normalen Objektiven bei solchen Blenden die Schärfe wieder nachlässt (weil Licht auch eine Welle ist), dreht dieses scheinbar erst richtig auf: Es ist sogar noch die Struktur der Steine erkennbar, die sich bereits im Bereich des Auflösungsvermögens von Film und Scanner bewegt. Das geht natürlich heftig zu Lasten der Unschärfe, die ich ja so liebe und die mir manchmal etwas fehlt - in diesem Bild allerdings braucht man sie nicht unbedingt, wie das ja meist bei Architektur der Fall ist. Das Objektiv ist also durchaus brauchbar, wenn auch eher für besondere Anwendungsgebiete und unter den passenden Voraussetzungen.

So zum Beispiel kommt auch der besprühte Bus, der hier für die Jugendarbeit herum steht, recht gut raus, obwohl ich in diesem Fall noch mal zu einer kleinen Blende tendiert habe. (Exakta 35-70mm bei 50mm,1/500s, ca f/4.) Trotz Offenblende ist es befriedigend scharf geworden, aber mein Versuch, ein bisschen Hintergrundunschärfe zu provozieren, ist dann doch nicht so wirklich gelungen. Dafür wirkt das Bild zu den Ecken hin aber etwas verwaschener als in der Mitte. Trotzdem würde ich dem Ganzen ein "Test bestanden" geben, denn das relativ helle Licht hebt die Konturen und Schatten schön heraus, auch wenn es insgesamt halt nicht so scharf wirkt wie die anderen Bilder vorher, bei denen ich die Blende viel weiter zu gedreht hatte.

Dann aber ging es weiter ins Bröltal, wo ich zuerst einmal die Blüten der Maispflanzen gegen den mit leichten Wölkchen durchzogenen Himmel fotografiert habe. (Exakta 35-70mm bei 70mm,1/1000s, ca f/11.) Auf diese relativ nahe Entfernung schleicht sich tatsächlich etwas Unschärfe ins Bild: Die der Kamera am nächsten hängenden Blätter und Blüten sind tatsächlich etwas verwaschen und auch die Wolken sind nicht mehr 100%ig scharf. Leider stimmt der Fokus hier nicht ganz genau, die größte Schärfe hat leider die zweite Reihe Blüten abbekommen. Das lag hauptsächlich daran, dass der Wind durchs Feld strich und für viel Bewegung gesorgt hat. Ich bin dann mit dem manuellen Objektiv und dem Schnittbildsucher doch nicht schnell genug, das auszugleichen. Die Unschärfe in diesem Bild ist also hauptsächlich dem Fotografen geschuldet. Mea culpa! ;-)


Weiter ging es an den Feldern vorbei bis in den Wald, wo ich mich ausgiebig mit einer Pause auf der Bank beschäftigt habe, bevor ich ein Bild vom Hufeisenverbot gemacht habe - ein Motiv, das treuen Lesern bekannt vorkommen sollte, wie auch schon der Mais davor. (Exakta 35-70mm bei 50mm,1/125s, ca f/4.) Hier im schattigen Wald habe ich dann noch mal die Blende ganz auf gedreht und tatsächlich ist die Hintergrundunschärfe auf diese Entfernung tatsächlich ganz annehmbar - allerdings wieder auf Kosten der Schärfe im Vordergrund. Der Nagel zum Beispiel könnte ein bisschen weniger weich sein. Insgesamt ist das alles aber, wie ich bereits beim letzten Mal geschrieben hatte, Nörgeln auf hohem Niveau, denn diese Objektive sind einfach nicht dafür gemacht gewesen, dass man die resultierenden Bilder Pixel für Pixel analysiert. Für einen schönen Abzug in Normalgröße oder auch ein kleines Poster würde es doch durchaus noch reichen. Die Ansprüche waren in den 1980ern auch einfach nicht so hoch wie heutzutage mit der um sich greifenden digitalen Sterilität, bei der alles gleich gephotoshoppt aussieht. (Hier Rant des alten Mannes, der sich über die Jugend von heute beschwert, einfügen! ;-))

Vom Wald aus bin ich dann nach Bröl rein gefahren und habe noch schnell den metallverkleideten Kirchturm in der Dorfmitte mitgenommen, weil er so toll von der Sonne angestrahlt wurde. (Exakta 35-70mm bei 35mm,1/1000s, ca f/11.) Schönes Motiv, das kontrastreich und scharf heraus kommt, und bei dem eigentlich nur das Hausdach links unten ein wenig stört. Zur Technik muss ich nicht viel dazu sagen: Um zwei Stufen abgeblendet, schon sieht das Resultat hervorragend aus. Schönwetter-Objektiv! ;-)


Die letzten beiden Bilder habe ich dann doch noch mal mit dem Weitwinkel verknipst: Die Kapelle am Hang, an der ich auf dem Heimweg immer vorbei komme. (Beroflex 28mm, 1/1000s, f/2,8.) Wieder bin ich erstaunt: Dieses Objektiv hat bereits bei Offenblende eine vergleichbare Schärfe wie das Exakta um eine Stufe angeblendet (was natürlich bedeutet, dass es nur etwa ein Viertel bis Achtel so viel Licht rein lässt, je nach Zoom-Faktor). Wie man merkt, ich bin einigermaßen begeistert von diesem Objektiv. (Ich habe übrigens mal geschaut, der eBay-Preis liegt mit 30-60 Euro ungefähr auf dem Niveau des Makinon, das ich oben ja schon erwähnt hatte und somit auch nicht viel teurer als beim Travenar, das ich für M42 habe. Ich glaube, ich muss bei Gelegenheit einen Farbfilm durch die Kamera jagen und schauen, wie sich dieses Objektiv in bunt so macht.

In der Kapelle war es dann leider schon etwas sehr dunkel, da hätte ich gut noch eine Blendenstufe mehr gebraucht. (Beroflex 28mm, 1/30s, f/2,8.) Auch habe ich es noch so ganz geschafft, hier genau zu fokussieren: Die Ikone an der Wand ist von der Schärfe her gerade so OK, aber die Orchideen und das Engelchen auf dem Altar sind schon leicht raus aus der Fokusebene. Da hätte ich also gut etwas weiter nach vorne zielen müssen. Aber egal, die Wirkung des Bildes ist insgesamt trotzdem OK. Zu neuen Erknenntnissen über die Technik des Objektivs trägt das Bild ansonsten nichts bei.

Nächstes Mal: Ein paar Fotos von diesem Film, die nicht unbedingt einer Kategorie zuzuordnen waren und dementsprechend einen eigenen Eintrag bekommen haben.