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Schwarz-weiß und analog, Teil 116: Lülsdorfer Rhein

Film: Fompan 400 #3, Kamera: Carena SX-300, Juli 2021

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Was mache ich, wenn ich - wie Ende letzten Julis - nach Lülsdorf fahre, um das Viehzeug von meinem Bruder zu füttern, weil der im Urlaub ist? Genau, nachher noch eine Stunde am Rhein entlang spazieren. Das macht Spaß und ist gesund. OK, letzteres nur bei geringem Schiffsverkehr und wenn die Raffinerie gegenüber nicht wieder Gas abfackelt. Aber spazieren kann man hier ganz toll und man hat immer ein bisschen Wasser in Sichtweite. Ist jetzt nicht das Meer, aber immerhin.

Wie immer nehme ich die Kamera mit, die ich gerade mit einem Film geladen habe, so auch dieses Mal die Carena. Die Fotos aus Rott waren ja schon eine gute Einstimmung auf die Leistung dieser Kamera und der dazugehörigen Objektive. Heute als der Rhein.

Fangen wir also mit einem sehr schief geratenen Foto eines Sitzkissens auf der Bank direkt an der Uferpromenade an. (Beroflex 28mm, 1/1000s, f/4.) Hauptsächlich als Unschärfe-Verlaufs-Test gedacht, sieht man hier recht gut, wo nahe am Minimalfokus der Schärfebereich endet und das Bokeh anfängt. Wie bereits im letzten Artikel mehrfach bemerkt: Verzerrungen und Schatten in den Ecken sind für die Klasse durchaus gut, deswegen werde ich im Folgenden auch nicht weiter drauf eingehen, außer es passiert was Unerwartetes. Tut es aber nicht, wenn ich mich recht erinnere. ;-)


Dem leicht geschwungene Kilometerzähler macht es übrigens kaum etwas aus, wenn man ihn schief fotografiert, da er selber irgendwie überhaupt nicht gerade ist. (Beroflex 28mm, 1/1000s, f/11.) Bei nur leicht bedecktem Himmel hart an der Mittagssonne vorbei zu fotografieren, das ist schon ziemlich mutig. Trotzdem sehe ich keine Flares oder Ghosts. Überhaupt habe ich bei diesem 28mm noch gar keine solchen "Fehler" gesehen, obwohl ich bereits letztes Mal in die tiefstehende Abendsonne fotografiert habe. Schon erstaunlich, in der Beziehung ist es tatsächlich besser als das Sigma, das ich für meine Nikon angeschafft habe; das flaret ja bei bestimmten Winkeln ganz furchtbar. Von dem Tarvenar mal ganz zu schweigen. Ansonsten: Sehr schön gelungenes Foto, bei dem sich die kleine Blendenöffnung gelohnt hat.

Das Hochwasser-Schild ist ebenfalls recht gut gelungen, wenn auch nicht ganz so spektakulär, nachdem es doch einigermaßen schattig wurde. (Beroflex 28mm, 1/1000s, f/4.) Trotzdem ist es ein ganz nettes Foto geworden, das dem Objektiv allerdings keine weiteren Informationen entlocken kann. Deshalb halten wir uns hier auch gar nicht länger auf.

Hier am Rhein war es aber endlich mal hell genug, dass ich das Tele-Zoom auch mal bei weiter geschlossener Blende testen konnte, indem ich die Industrie auf der anderen Flussseite mal ganz nah ran geholt habe. (Beroflex 80-200mm bei ca 135mm, 1/1000s, f/11.) Und was soll ich sagen: Zwei Klicks abgeblendet und *zack* ist das Bild um Klassen schärfer, als ich es im vorherigen Eintrag bei sämtlichen Bildern hin bekommen habe. Dieses Teil liebt das Licht! So weit abgeblendet ist es fast schärfer als die Festbrennweite, diese dann allerdings offen. ;-) Die Rohre und Schlote und Reaktoren auf der anderen Seite sind jedenfalls knackig scharf, man kann sogar einzelne Äste des Treibguts ausmachen und wir stoßen in den Bereich der Filmauflösung vor, die naturgemäß bei einem 400er schlechter ist als bei dem 100er, den ich normalerweise verwende. So gefällt mir die Performance jedenfalls schon sehr viel besser als mit Offenblende. Problem: Wann hat man mal genug Licht, um ein 200mm Tele bei f/11 zu schießen?!


Dieser Eindruck von sehr viel besserer Schärfe setzt sich auch bei der Melvin, die zufällig gerade vorbei schipperte, fort. (Beroflex 80-200mm bei ca 135mm, 1/1000s, f/11.) Wenn das Bild jetzt auch noch weniger schief wäre, wäre es richtig gut gelungen. Bei dieser kleinen Blende erinnert mich das ein bisschen an den Look alter Fotos aus den '60ern, als man als Amateur häufig nur Blenden im Bereich von f/8 und darüber zur Verfügung hatte. (Der helle Steifen links kommt übrigens davon, dass sich der Filmstreifen leicht durchgebogen hat. Bräuchte wirklich mal einen anständigen Scanner.)

Kommen wir zu einem künstlerisch wertvollerem Bild: Treibgut. (Beroflex 28mm, 1/1000s, f/5,6.) Eignet sich immer hervorragend. Sehr schönes Bild, leicht schief, aber da könnte man durchaus noch dran korrigieren, wenn man einen Abzug in der Dunkelkammer machen würde. Gefällt mir von der Komposition jedenfalls sehr gut. Und es enthält sehr viel Kontrast, was mir ja auch entgegen kommt, und Unschärfe ohne Ende. Mein Ding.


Ebenfalls am Rheinufer begegnen einem unweigerlich Gänse. (Beroflex 80-200mm bei ca 135mm, 1/250s, f/11.) Leider heben sich die bräunlichen Nilgänse gegen die Grasbüschel im Hintergrund nicht richtig ab. Außerdem wäre zudem f/8 hier die besser Wahl belichtungsmäßig gewesen, glaube ich: Es könnte im Vordergrund einfach etwas heller sein. Ansonsten gefällt mir die Komposition mit Gänsen vorne und Kirche direkt am Rhein dahinter ganz gut. Schade, dass die Gänse nicht richtig heraus kommen.

Beim Schaukelauto habe ich dann noch mal wieder mit dem Weitwinkel gespielt. (Beroflex 28mm, ca 1/500s, f/5,6.) Auch wieder ein gelungenes Bild. Allerdings bietet es keine neuen, technischen Erkenntnisse, deswegen auch gleich weiter zum nächsten.


In die andere Richtung stand diese Bank, an der ich dann noch mal das Normal-Zoom im Weitwinkelbereich verwendet habe. (Exakta 35-70mm bei 35mm, 1/1000s, f/8.) Ja, schärfer wird es, wenn man es stärker abblendet, aber so richtig knallen tut es nicht, sorry. Mag hier auch am Licht liegen, das Wetter war ja eher durchwachsen, wie man sieht. Und ich hätte auch mehr in die Knie gehen sollen.

Bei der Türe macht es schon einen sehr viel besseren Eindruck, da hier einfach viel mehr Kontrast zur Verfügung stand. (Exakta 35-70mm bei 35mm, 1/1000s, f/5,6.) Zwar habe ich hier eine Stufe weniger abgeblendet als bei der Bank vorhin, aber das scheint schon zu reichen, um die Schärfe deutlich anzuheben im Vergleich zu den Offenblendenbildern im letzten Eintrag. Ein erstaunlich gutes Bild, mit dem ich so weniger gerechnet hatte. Offenbar muss man diesem Objektiv die passenden Motive suchen und auf viel Licht hoffen. Große, einheitliche Flächen scheinen auch zu helfen.


Überhaupt scheint Architektur gut zu gehen mit diesem Objektiv: Der Kirchturm von hinten sieht ziemlich brauchbar aus. (Exakta 35-70mm bei 35mm, 1/250s, f/8) Oder liegt es daran, dass ich hier wieder bei minimaler Brennweite gearbeitet habe? Normalerweise habe ich immer den Eindruck, dass diese billigeren Objektive eher im mittleren Bereich brauchbar sind, wenn die Fehler in den Ecken schon weg geschnitten werden, das Öffnungsverhältnis aber noch nicht so schlimm ist, dass man vielleicht noch eine Blende oder zwei abblenden kann. Verzerrungen sehe ich hier eigentlich keine und die Schärfe in den Ecken ist eigentlich auch OK: Von der Kugel auf dem Turm bis hinunter zu den Backsteinen in den Ecken ist es eigentlich überall annehmbar scharf.

Wo es jedoch etwas unruhig wird, ist hier bei diesem Fußball-Übungstor mit der graffitibesprühten Wand dahinter. (Exakta 35-70mm bei 50mm, 1/1000s, ca f/6,3.) Ich kann gar nicht sagen, woran es im Detail liegt, aber es macht mich nervös. Wahrscheinlich ist es genau das: Die vielen Details! Zur Technik: Einen Klick abgeblendet und schon ist das Bild viel schärfer als ich es erwartet hätte. Vielleicht ist es also doch gar nicht so schlecht, wie ich es im ersten Artikel befürchtet hatte. Hier, im mittleren Bereich, bei dieser Belichtungssituation und dieser Blende scheint es durchaus benutzbar zu sein. Nur, wann hat man mal so viel Licht? Im Wald oder zwischen Gebäuden jedenfalls nicht. Also ein echtes Schönwetterobjektiv. ;-)

Nächstes Mal: Mit dem Fahrrad nach Bröl.